Hamburg. Der Druck auf die Deutschland-Zentrale des Uno-Kinderhilfswerks Unicef in Köln nimmt weiter zu - aus der Politik, aber auch aus den eigenen Reihen. Berichte über hohe Verwaltungskosten, Verschwendung von Spendengeldern und finanzielle Mauscheleien haben dazu geführt, dass die Wohlfahrtsorganisation bereits mehr als 5000 ihrer 200 000 Dauerspender verloren hat.

"Wir Hamburger distanzieren uns total von der Bundesgeschäftsstelle", sagte Dorothee von Unruh, Leiterin der Unicef-Ortsgruppe Hamburg, dem Abendblatt. Ihre Forderung: "Unicef muss ein Glashaus werden." Dazu zähle komplette Transparenz in allen wirtschaftlichen Belangen. Von Unruh, die der mit 400 ehrenamtlichen Helfern größten deutschen Arbeitsgruppe vorsteht, verlangt zudem einen Rücktritt des gesamten Vorstandes: "Es muss jetzt rasch gehandelt werden. Personelle Konsequenzen gehören dazu." Bisher seien ihres Wissens nach in Hamburg weder Helfer noch Spender verloren gegangen.

Auch international nimmt die Kritik zu. So forderte die Unicef-Europazentrale in Genf die deutsche Sektion auf, die Vorwürfe über angebliche Misswirtschaft sofort aufzuklären: "Eine schnelle Lösung muss her, damit wieder ungestört gearbeitet werden kann." Unicef-Sprecher Michael Klaus wies aber auch darauf hin, dass bei den Finanzberichten aus Deutschland bisher noch nie Unregelmäßigkeiten beanstandet wurden. Tatsächlich hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG keine Hinweise auf persönliche Bereicherung einzelner Funktionsträger, wohl aber Verstöße gegen Verfahrensregeln bei Vertragsabschlüssen moniert.

Anke Eymer (CDU), Vertreterin der Unions-Bundestagsfraktion bei Unicef-Deutschland, nannte es bedauerlich, dass das Komitee erst aus den Medien von den Vorwürfen erfahren habe. Andere führende Unicef-Vertreter forderten die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. "Transparenz und Kontrolle müssen wiederhergestellt werden", sagte Vorstandsfrau Edith von Welser-Ude. Es müsse Schluss sein mit "Wagenburgmentalität und Beschwichtigungsstrategie". Dem stimmt Hamburgs Unicef-Chefin von Unruh zu: "Unicef hat eine Größe erreicht, die nicht mehr zur alten Satzung passt." Diese müsste zügig modernisiert werden, "damit jüngere Leute zu uns kommen".

Für heute Vormittag hat Unicef Deutschland zu einer Pressekonferenz geladen.