Kommentar

Verhungert, verprügelt, missbraucht - und jetzt eine Mutter, die alle ihre fünf Söhne auf einmal ermordet. Da ist erst mal blankes Entsetzen, das kaum in Worte zu fassen ist. Auch wenn man unterscheiden muss zwischen Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen und aufgeben, wie zuletzt vor zwei Wochen in Schwerin die kleine Lea-Sophie, und den psychisch kranken Müttern in Darry oder Plauen, alles mündet auf eine Frage: Wie kann es sein, dass im reichen, vermeintlich gut organisierten Deutschland so viele Kinder nicht nur in Not geraten, sondern sogar sterben?

Offenbar sind viele Eltern gerade in der sogenannten Unterschicht mit ihren Kindern überfordert, manche sogar erziehungsunfähig. Die Ursachen dafür sind vielfältig: mangelnde Bildung, wenig Jobchancen, sich auflösende Familienstrukturen. Dazu kommen Geldsorgen und Suchtprobleme - und das fehlende Wissen, wie man sich selbst helfen oder sich helfen lassen kann. Das sind Eltern, die buchstäblich außen vor stehen.

Wie nach jedem spektakulären Fall wird auch dieses Mal der Ruf nach besseren Hilfsangeboten laut. Das ist richtig und wichtig. Zwar gibt es zahlreiche Einzelinitiativen, auch die theoretische Erkenntnis in der Politik, dass diese vernetzt werden müssen. Die Gründung eines Nationalen Zentrums Frühe Hilfen vom Bundesfamilienministerium zeigt den guten Willen.

Aber: Solange der Einsicht nicht auch die Ausstattung mit Geld folgt, werden alle Bemühungen erfolglos bleiben. Dazu gehört auch, dass Kinder in Deutschland endlich so wichtig genommen werden, wie sie sind.

Im Zweifelsfall muss der Staat im Auftrag einer verantwortungsvollen Gesellschaft auch massiv eingreifen: ohne Einwilligung der Eltern, zum Wohl der Kinder.