Welche Gedanken Helmut Schmidt und andere Prominente sich über den Tod machen

Christa Goetsch (54), GAL-Fraktionsvorsitzende in der Hamburgischen Bürgerschaft: "Seit meine beiden Eltern innerhalb eines Jahres gestorben sind, weiß ich, dass man diesem Thema nicht ausweichen kann. Ich habe selbst keine Patientenverfügung, aber mein Mann und ich werden bestimmt irgendwann eine abschließen. Ich bin bei diesem Thema für mehr Rechtssicherheit, die einzelnen Kriterien, zum Beispiel die genaue Wirksamkeit, müssen klarer sein."

Corny Littmann (54), Direktor des Schmidts Tivoli und Präsident des FC St. Pauli: "Ich möchte im Familien- und Freundeskreis sterben ohne Apparatemedizin. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, will ich in Ruhe und Gelassenheit, möglichst ohne Schmerzen mit der notwendigen Hilfe eines Arztes vom Leben in den Tod hinübergleiten."

Thomas Collien (40), Intendant St.-Pauli-Theater: "Als jemand, der auf dem Kiez arbeitet, werde ich voraussichtlich nicht eines natürlichen Todes sterben. Daher muss ich mir über Krankenhaus oder Ähnliches keine Gedanken machen. Aber Scherz beiseite bei einem so ,todernsten' Thema: Da ich meine Frau und meine beiden Kinder über alles liebe, würde ich diese natürlich gern um mich haben, obwohl ich meine Kinder erst im fortgeschrittenen Alter mit solch einer Live-Situation belasten würde. Leider habe ich bereits einen Teil meiner Familie verloren und weiß somit: Für mich bitte keine lebensverlängernden Maßnahmen. Bis dahin: Carpe diem!"

Mathias Petersen (51), SPD Politiker und Arzt: "Ich habe keine Patientenverfügung, aber meine Frau, die auch Ärztin ist, und ich haben genau besprochen, was im Ernstfall zu tun ist. Ich möchte keine lebensverlängernden Maßnahmen über das normale Maß hinaus. Ich glaube, dass meine Frau genau weiß, was ich mir wünsche. Das Thema Rechtsverbindlichkeit sehe ich anders als viele andere. Ich habe lange als Notarzt gearbeitet und weiß, dass es Situationen gibt, in denen es ganz schlimm um einen Menschen zu stehen scheint und in denen man trotzdem erst mal in Ruhe klären muss, was nun eigentlich genau vorliegt."

Olaf Scholz (48), parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion : "Ich möchte möglichst im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte sterben. Ich habe vor wenigen Jahren eine Patientenverfügung verfasst. Ich wollte Gewissheit haben, dass ich in bestimmten Situationen nicht das hilflose Opfer der Apparatemedizin bin. Es kann durchaus sein, dass ich meine Patientenverfügung im Laufe des Lebens noch ändern werde. Beispielsweise wenn neue medizinische Erkenntnisse vorliegen oder sich die eigenen Wertevorstellungen ändern. Außerdem habe ich meiner Frau eine Vorsorgevollmacht erteilt. Das war mir wichtig."

Bert Ehm (60), Trainer des SC Victoria: "Mit meinem Tod beschäftige ich mich noch nicht. Allerdings möchte ich nicht lange künstlich am Leben gehalten werden, wenn das Ende naht. Sollte ich nicht mehr in der Lage sein, aus dem Bett zu kommen, dass ich nicht mehr gehen oder aufstehen kann, dann möchte ich würdevoll sterben. Ich möchte auf keinen Fall als Pflegefall dahinvegetieren. Was ist das für ein Leben, wenn man nicht mehr lachen, sprechen und herumtanzen kann, wenn man nur noch anderen zur Last fällt? Dann würde ich um eine Spritze bitten dürfen, die mich schnell und schmerzlos ins nächste Leben befördert."

Pastor Hinrich Westphal (62): "Mich beschäftigt der Gedanke schon länger. Schließlich bin ich Single und habe keine Kinder, die diese Entscheidung später übernehmen müssten. Die Frage, die ich mir immer stelle: Was ist die Artistik der Mediziner und was ist Gottes Wille? Vielleicht will Gott einfach, dass ich nach einem erfüllten Leben gehe. Wenn ich dann aber durch medizinische Kunstgriffe am Leben gehalten werde, ist das nicht erfüllend. Weder in meinem noch in Gottes Sinn. Ich spreche mich deutlich gegen aktive Sterbehilfe aus, aber ich werde eine Patientenverfügung unterschreiben. "

Helmut Schmidt (88), Herausgeber der "Zeit": "Ich habe schon vor langer Zeit eine Patientenverfügung getroffen, sie steckt immer in meiner Brieftasche. Aber wichtiger in meinem Alter ist die Bevollmächtigung eines Dritten, in meinem Fall sind das meine Frau und meine Tochter. Sollte ich an einem Tag X nicht mehr zurechnungsfähig sein, können sie für mich sämtliche Entscheidungen treffen, eben auch jene, die sich auf ärztliche Maßnahmen erstrecken. Es sind ja Zweifel aufgetaucht, ob die Ärzte wirklich an die Patientenverfügung gebunden sind. Vor fünfzig Jahren hätte es darüber keinen Streit gegeben. Es ist ein Ausfluss der modernen Gesellschaft, die alles und jedes möglichst in juristischer Sprache regeln will. Ich wünsche mir, dass der Arzt meiner Patientenverfügung folgt und im Zweifel auf das hört, was die Person ihm sagt, die ich bevollmächtigt habe." (Entnommen aus der "Zeit")

Ursula von der Leyen (48), Bundesfamilienministerin: "Ich möchte sterben, umgeben von Menschen, die mir vertraut sind. Ich hoffe, dass meine Schmerzen medikamentös zu beherrschen sind und dass mir die Intensivstation erspart bleibt. Am wichtigsten ist mir, dass ich nicht allein bin, sondern dass mein Mann oder meine Kinder am Ende meines Weges Entscheidungen in meinem Sinne treffen können, die zu artikulieren mir dann die Kraft fehlt." (Entnommen aus der "Zeit")

Jo Brauner (69), Ex-Tagesschau-Sprecher: "Noch habe ich keine Patientenverfügung unterschrieben. Aber wenn es mit mir zu Ende geht, sollen die Geräte abgeschaltet werden. In einem Krankenhausbett zu vegetieren, ist doch kein Leben mehr. Versichert mir der Arzt, dass es keine Heilungschancen gibt, dann lasst mich in Würde sterben. Wir hatten auch überlegt, bei einer schweren Krankheit eine Pille zu schlucken. Aber meistens ist man dann krankheitsbedingt nicht mehr bei Sinnen, und dann muss der Partner einem die Tablette geben. Die Schuld wollen wir uns nicht aufbürden. Deswegen haben wir Pillen ausgeschlossen."

Annemarie Dose (79), Gründerin der "Hamburger Tafel": "Ich habe bereits vor zwei Jahren eine Patientenverfügung gemacht und beim Notar hinterlegt. Ich möchte keine lebensverlängernden Maßnahmen, wenn ich beispielsweise an einer tödlichen Erkrankung leide oder nicht mehr bei Besinnung sein sollte. Eine Rückentwicklung zum hilflosen Fötus empfinde ich als entwürdigend. Ich bin um jeden Tag froh, an dem ich lebe. Aber wenn meine Uhr abgelaufen ist, brauche ich keinen Uhrmacher, der einen neuen Zeiger einbaut. Dann ist es Zeit, zu gehen."

Peter Schulz (76), Hamburger Altbürgermeister, der sich kürzlich einer schweren Herzoperation unterziehen musste: "Ich habe selbstverständlich eine Patientenverfügung und mit meinem Arzt darüber gesprochen, was im Ernstfall zu tun ist. Das Ganze ist eine Vertrauenssache zwischen Arzt und Patient und ich möchte auf keinen Fall, dass sich andere da einmischen, zum Beispiel andere Mediziner. Allerdings ist mir klar, dass nicht alle Fälle immer so ideal liegen können und dass es zum Beispiel bei Notfällen erst gar nicht möglich ist, ein Vertrauensverhältnis zu einem Arzt aufzubauen."

Maria von Welser (60), Direktorin NDR-Landesfunkhaus Hamburg : "Natürlich wünscht man sich, beim Sterben seine Liebsten um sich zu haben, aber ich bin schon glücklich, wenn mein Mann dabei ist. Im Übrigen bin ich überzeugt, dass es ein Leben nach dem Tode gibt. Rein wissenschaftlich gesehen bleibt Energie immer erhalten. Schon lange habe ich eine Patientenverfügung, die ich regelmäßig aktualisiere. Durch meine journalistische Arbeit weiß ich, dass es Ärzte gibt, die eine Verfügung nicht akzeptieren, wenn sie zu alt ist. Ich habe sie nicht immer bei mir, aber mein Mann hat Zugriff auf diese Verfügung."

Luan Krasniqi (35), Schwergewichts-Boxprofi : "Ich bin kein Freund der Sterbehilfe. Gott hat das Leben geschenkt, und er wird es wieder nehmen, wenn es an der Zeit ist. Ich wünsche mir für mich selbst, in einem weichen, behaglichen Bett ruhig einzuschlafen. Eine lange Leidenszeit wäre für mich das Schlimmste."

Wolfgang Bosbach (54), stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion : "Ich habe keine Patientenverfügung. Ich traue es mir nicht zu, in meinem jetzigen Alter meinen Willen für eine Krankheitssituation vorzuformulieren, deren Verlauf ich noch gar nicht kennen kann. Wie soll ich jetzt wissen, wie ich mich dann entscheiden würde. Ich habe die Hoffnung, dass Ärzte und Angehörige später zu meinem Wohl handeln werden. Wenn ich aber eine Patientenverfügung machen würde, dann nur für den Fall des vollständigen Bewusstseinsverlustes, wenn jede Hoffnung auf Besserung fehlt."