EMSDETTEN. Beim Amoklauf von Emsdetten ist die neue Polizeistrategie, die seit dem Schulmassaker von Erfurt gilt, nach Ansicht der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) "hervorragend aufgegangen". "Seit Erfurt gilt, dass schon die Streifenbeamten offensiv den Täter zu stoppen versuchen, auch unter Inkaufnahme der Selbstgefährdung", sagte der stellvertretende DPolG-Bundesvorsitzende, Rainer Wendt, gestern der dpa. "Dies hat in Emsdetten hervorragend funktioniert."

Vor dem Massaker von Erfurt im Jahr 2002 habe die Anweisung gegolten, dass die Streifenbeamten den Tatort nur sichern und auf Spezialkräfte warten, während der Täter weitermachen konnte, erläuterte Wendt. "Damit wurde auch der Eigensicherung der Beamten Vorrang eingeräumt." In Emsdetten hatten 16 Beamte Gasvergiftungen erlitten, als der Täter Rauchbomben zündete. Die neue Strategie sei von allen Polizeibeamten geübt worden. "Dafür wurden etwa in Nordrhein-Westfalen leer stehende Schulgebäude entsprechend hergerichtet", berichtete Wendt. Die Beamten hätten die Aufgabe, auch Verletzte zunächst liegen zu lassen und sich ganz auf den Täter zu konzentrieren. "Das Wichtigste ist, das mörderische Treiben schnell zu beenden."