Stoiber: “Diese Spiele animieren Jugendliche zum Töten.“ SPD will “Internet-Polizei“.

Berlin/Emsdetten. Wie kommt es dazu, dass ein Jugendlicher alle Hemmungen verliert und in einer Schule um sich schießt? Nach dem blutigen Amoklauf in der Realschule von Emsdetten (Münsterland) streiten jetzt die Politiker.

Die Union forderte, sogenannte Killerspiele am PC zu verbieten. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) und Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) kündigten eine entsprechende Bundesratsinitiative an. Es dürfe jetzt "keine Ausreden" mehr geben, sagte Stoiber. "Killerspiele animieren Jugendliche, andere Menschen zu töten."

Der 18 Jahre alte Sebastian B., der am Montag schwer bewaffnet seine frühere Schule überfiel - 37 Menschen wurden verletzt, der Täter tötete sich mit einem Schuss in den Mund - war für seine Leidenschaft für das Computerspiel "Counterstrike" bekannt, wo es darum geht, so viele Gegner wie möglich zu töten.

Der Vizevorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Wolfgang Bosbach (CDU), sagte, die Regelungen zum Jugendschutz und Jugendmedienschutz reichten nicht mehr aus.

NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sagte bei einem Besuch in Emsdetten, Gewaltvideos und entsprechende PC-Spiele hätten "im Kinderzimmer nichts zu suchen". Ähnlich äußerten sich die CDU-Bildungspolitikerin Katherina Reiche und Bayerns Sozialministerin Christa Stewens (CSU). Sie bezeichnete ein Verbot von "realen Killerspielen" wie Gotcha, Paintball oder Laserdrome als längst überfällig.

Dagegen plädierte der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz in "N24" für Frühwarnsysteme und mehr polizeiliche Kontrolle des Internets. Es müsse regelrechte Polizeistreifen im Internet geben. Sebastian B. hatte den Amoklauf auf seiner Homepage im Internet angekündigt, doch dies fiel offenbar niemandem rechtzeitig auf.

Die medienpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Grietje Bettin, nannte es zu kurzsichtig, die Schuld allein bei Computerspielen zu suchen. Diese würden zu Sündenböcken, wenn die Jugend-politik versage.

Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Peter Altmeier (CDU), kündigte an, die Regierung wolle sich während der deutschen EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 unter dem Stichwort "check the web" um entschiedeneres Vorgehen gegen den illegalen Verkauf von Waffen und gegen Bombenbastelanleitungen im Internet bemühen.