Auch Schlauch - Nach Özdemir gesteht der zweite Grüne. Müntefering zeigt die vermeintlichen Informanten an.

Berlin. Auch Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch hat mit dienstlich erworbenen Bonus-Meilen einen privaten Flug bei der Lufthansa gebucht. Nach Angaben des "Spiegel" ist Schlauch im Osterurlaub nach Bangkok geflogen. Schlauch teilte am Freitag in Berlin mit, nachdem ihm der Fehler klar geworden sei, habe er vergeblich versucht, mit der Lufthansa eine Regelung zu finden, die es ihm erlaubt habe, das Ticket zu bezahlen und so dem Bundestag die verlorenen Bonusmeilen wieder zur Verfügung zu stellen. Er habe daher die Summe für den Kauf des Tickets - laut "Spiegel" 7000 Euro - an den Bundestag überwiesen und Parlamentspräsident Wolfgang Thierse (SPD) darüber unterrichtet. Er habe sich zunächst gegen eine Bekanntmachung des Sachverhalts entschieden, weil nach seiner Auffassung die Art und Weise der Veröffentlichung der Vorwürfe den "Charakter einer Kampagne in Wahlkampf-Zeiten hat", erklärte Schlauch. SPD-Generalsekretär Franz Müntefering hat in seiner Eigenschaft als Bundestagsabgeordneter Strafanzeige gegen die Chefredaktion der "Bild"-Zeitung, gegen den Bund der Steuerzahler und dessen früheren Mitarbeiter Axel Müller, der inzwischen für die FDP in Düsseldorf arbeitet, gestellt. Er begründet dies mit dem Verdacht des Ausspähens von Daten, des Verstoßes gegen das Datenschutzgesetz sowie allen weiteren dabei in Betracht kommenden Delikten. Es soll eine Liste mit 100 Namen von Politikern aller Parteien geben, die privat Bonusmeilen verflogen haben sollen. Der Steuerzahlerbund bestreitet, diese Liste an die "Bild"-Zeitung weitergeben zu haben. "Bild" hat den Kampagnen-Vorwurf zurückgewiesen. Chefreporter Dirk Hoeren sagte, jeder Fall sei geprüft worden. Den Betreffenden seien Fragen zugeschickt worden. Die Informationen seien in der gleichen Reihenfolge veröffentlicht worden, wie Antworten eingegangen seien. Lufthansa hat den Vorwurf Thierses zurückgewiesen, sie sei für die Veröffentlichung der Politiker-Daten verantwortlich. Lufthansa-Sprecher Klaus Walther sagte: "Das System ist dicht." Zugleich räumte er ein, dass 3500 bis 4000 Lufthansa-Mitarbeiter die Möglichkeit hätten, Einblick in die insgesamt 6,5 Millionen Meilenkonten zu nehmen, ohne dass dies Spuren hinterlasse. 500 der 666 Bundestagsabgeordneten haben eine Bonus-Karte. Die Lufthansa teilte am Freitag mit, sie habe Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. Einem anonymen Hinweis auf einen Mitarbeiter werde nachgegangen.