Frankfurt/Main. Politiker und Verbände haben das Ergebnis des zweiten Pisa-Ländervergleichs entweder als Bestätigung oder als Ansporn gewertet. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) begrüßte den ersten Platz seines Landes als "klare Bestätigung für die bayerische Bildungspolitik". Zufrieden äußerten sich auch die unionsgeführten Landesregierungen von Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Dagegen machte der neue nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) die abgewählte rot-grüne Koalition in Düsseldorf für das schlechte Abschneiden seines Bundeslandes mit verantwortlich. Die Landesregierung habe jahrelang nach "Gutsherrenart" auf die Zustände in den Schulen reagiert.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt erklärte, Spitzenleistungen seien möglich. Kein Bundesland dürfe sich jetzt auf den Lorbeeren ausruhen. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn verlangte eine konsequente Fortführung der Bildungsreform. Trotz erster Erfolge gebe es weiterhin dringenden Handlungsbedarf, erklärte die SPD-Politikerin.

Die FDP forderte weiter gehende Bildungsreformen. Die stellvertretende Parteichefin Cornelia Pieper nannte das Auseinanderdriften der Länder katastrophal. Jetzt müsse mit einem Bündel von Maßnahmen gegengesteuert werden.

Die Grünen forderten ein gerechteres Bildungssystem. Parteichefin Claudia Roth sagte, es sei beschämend, daß es in Deutschland nicht gelinge, Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Schichten zu integrieren. Die Gewerkschaften warnten vor einer Überbewertung der Studie. Für ein "selbstgefälliges Schulterklopfen" der Spitzenländer Bayern und Baden-Württemberg gebe es keinen Grund, erklärte die Lehrergewerkschaft GEW. Beide Länder hätten zuwenig zur Beseitigung der Ungerechtigkeiten getan.