Als Ende 2001 die Ergebnisse der ersten weltweiten Pisa-Studie zum Leistungsstand der 15jährigen Schüler publik wurden, gab es nur ein Wort, das die Gefühlslage der Nation treffend umschrieb: Schock! Deutschland, das sich gern als Land der Dichter und Denker sieht, ganz unten!

Folgt nun mit dem zweiten Teil der Pisa-Studie die Fortsetzung der nationalen Demütigung? Eindeutig nein. Die wichtigste Botschaft von Pisa 2003 und der Länder-Ergänzungsstudie zeigt: Es hat sich etwas getan. Fast alle Länder haben sich gegenüber Pisa 2000 verbessert. Insgesamt ist Deutschland nun immerhin Pisa-Durchschnitt.

Wer sehen will, wie es geht, muß nach Bayern blicken. Der Freistaat ist auf Augenhöhe mit den Pisa-Spitzenstaaten Finnland, Korea und Australien. Der Vergleich zeigt: Erfolg hängt nicht vom Schulsystem ab. Finnland setzt auf Integration, Bayern hat ein strikt dreigliedriges System. Mehr Ehrlichkeit in der Bildungsdebatte heißt daher auch: weniger Ideologie.

Das Erschreckende für das deutsche Bildungssystem ist das Nord-Süd-Gefälle: Top-Land Bayern und Schlußlicht Bremen trennen beim Leistungsstand eineinhalb Jahre. Das bittere Fazit: Es gibt in Deutschland keine Vergleichbarkeit der Bildungschancen. Der Föderalismus ist an dieser Stelle längst gescheitert.

Und Hamburg? Der Stadtstaat ist bei der mathematischen, naturwissenschaftlichen und der Lesekompetenz unter den schwächsten drei Ländern. Der höhere Anteil von Migrationskindern mit ihren Sprachproblemen ist dabei nur ein Grund für das schlechte Abschneiden.

Ob sich Hamburg verbessert hat, weiß niemand, da sich zum ersten Mal ausreichend Hamburger Schulen beteiligt haben. Vor fünf Jahren fiel das Land nach einem Boykottaufruf noch aus der Statistik. Für Hamburg fängt Pisa also erst an, und das Motto lautet: Es kann nur besser werden.