Dieter Hundt im Abendblatt: Zahl der Arbeitslosen wird die Vier-Millionen-Grenze nicht überschreiten.

Hamburg. Nach all den düsteren Prognosen über den Verlauf der Krise kommt jetzt ein Signal der Hoffnung aus der deutschen Wirtschaft. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt erwartet, dass es schon in der zweiten Jahreshälfte wieder aufwärtsgeht.

"Ich denke, wir befinden uns zurzeit am Tiefpunkt", sagte Hundt dem Hamburger Abendblatt. "In wichtigen Branchen - Automobil, Zulieferer, Maschinenbau - wird der Abschwung nicht noch weitergehen." Der Präsident betonte: "Ich bin sogar optimistisch, dass wir im zweiten Halbjahr in eine leichte Aufwärtsentwicklung einmünden."

Zwar gebe es Hinweise, dass die Konjunkturprognose der Bundesregierung von minus 2,25 Prozent zu optimistisch sei. "Aber ich erwarte nicht, dass die negativsten Zahlen, die derzeit kursieren, Realität werden", sagte Hundt. Die Deutsche Bank geht derzeit von minus fünf Prozent aus, die Commerzbank rechnet mit einer Rezession in der Größenordnung von sechs bis sieben Prozent.

Hundt widersprach auch Befürchtungen, die Arbeitslosenzahl werde dramatisch steigen. "Wir werden einen weiteren Anstieg in der Arbeitslosigkeit haben, aber ich denke nicht, dass wir zum Jahresende 2009 über die Vier-Millionen-Grenze kommen", sagte er. Im Februar lag die Arbeitslosenzahl bei 3,55 Millionen, nachdem sie Ende 2008 unter die Drei-Millionen-Grenze gefallen war.

Der Präsident der Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) äußerte scharfe Kritik am Erscheinungsbild der Großen Koalition angesichts der Krise. "Die öffentliche Darstellung von Union und SPD während der letzten Tage ist nicht dazu angetan, das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Großen Koalition für die letzten sechs Monate der Legislaturperiode zu steigern", sagte Hundt. "In dieser Situation muss die Regierung alles tun, um Vertrauen wiederherzustellen. Öffentliche Polemik ist schädlich." In den vergangenen Wochen war der Streit zwischen Union und SPD vor allem über den Umgang mit dem angeschlagenen Autobauer Opel eskaliert.

Hundt warnte Bund und Länder eindringlich vor einem Einstieg des Staates bei Opel. "Eine Staatsbeteiligung stößt ... auf meine entschiedene Ablehnung. Dies wäre ein Dammbruch", betonte er. "Das gibt Wettbewerbsverzerrungen, das gibt einen Überbietungswettbewerb, den Deutschland nicht aushält." Der Arbeitgeberpräsident empfahl die Insolvenz: "Wenn ein Unternehmen sich im Wettbewerb nicht mehr halten kann, dann ist es eine Konsequenz der Marktwirtschaft, dass es gegebenenfalls in die Insolvenz geht."