Papst Benedikt XVI. wird zum Abschluss seines Kuba-Besuchs von Fidel Castro empfangen. Ob der “Máximo Líder“ noch zur Kirche zählt, ist unklar.

Havanna. Der frühere kubanische Staatschef Fidel Castro hat bestätigt, dass er am heutigen Mittwoch mit Papst Benedikt XVI. zusammentreffen wird. Er habe beschlossen, den Papst um einige Minuten seiner Zeit zu bitten, ließ Castro wissen. Er werde Benedikt mit Freude empfangen, so wie er auch dessen Vorgänger Johannes Paul II. empfangen habe, schrieb Castro in einer kurzen Erklärung, die am späten Dienstagabend auf der Website der kubanischen Regierung veröffentlicht wurde. Spekulationen über das Treffen hatten den dreitägigen Kuba-Besuch des Papstes beherrscht, der am Mittwochnachmittag nach dem Höhepunkt, einer Messe auf dem Platz der Revolution in der Hauptstadt Havanna, zu Ende geht.

Am Dienstag, dem zweiten Tag des Papstes in Kuba, war Benedikt in der kubanischen Hauptstadt Havanna zu einem privaten Gespräch mit Präsident Raúl Castro zusammengekommen. Bei dem 40-minütigen Meinungsaustausch im Palast der Revolution sei auch über die humanitäre Lage in Kuba gesprochen worden, nicht aber über konkrete Fälle politischer Gefangener, berichtete Papst-Sprecher Federico Lombardi. Der Papst habe angeregt, den Karfreitag auch in Kuba zum Feiertag zu machen.

Treffen mit Fidel Castro war bis zuletzt offen

Bis zuletzt war die Frage offen geblieben, ob Benedikt XVI. in Kuba mit Fidel Castro zusammentrifft. Wochenlang war immer wieder die gleiche Standardformel "bislang nicht vorgesehen, aber möglich“ zu hören - sowohl von Kubas Bischöfen als auch aus dem Vatikan. Vielleicht auch deshalb beflügelte die Begegnung im Vorhinein die Fantasie der Medienleute fast mehr als alle offiziellen Programmpunkte der Papstreise. Für den blassen Nachfolger Fidels als Präsident, dessen Bruder Raúl Castro, wollte sich so recht niemand interessieren.

Doch das Paar Ratzinger und Castro, Benedikt XVI. und Fidel, das faszinierte. Antipoden, Klassenfeinde und weltanschauliche Gegner. Castro, das sozialistische Urgestein, der unkonventionelle Revolutionär, die Galionsfigur der 68er-Generation, Atheist und Lebemann in Uniform aus der Karibik; Ratzinger, das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche aus Karl Marx’ Heimatland, einstiger Hüter der reinen katholischen Lehre und unnachgiebiger Gegner aller sozialistischen Anwandlungen in der Theologie.

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Zwischen den Lebenswegen der beiden liegen Welten. Vom Alter her trennt sie jedoch nicht mal ein Jahr, Fidel Castro feierte am 13. August vergangenen Jahres seinen 85. Geburtstag, Benedikt XVI. folgt am 16 April. Wie es dem Papst geht, weiß man - er kann noch nach Kuba reisen; über Fidels Gesundheitszustand hingegen gibt es keine zuverlässigen Informationen. Sein letzter öffentlicher Auftritt liegt schon einige Zeit zurück. Möglicherweise geht es ihm so schlecht, dass er um seinen Mythos fürchtet, wenn er sich noch einmal in der Öffentlichkeit zeigen würde.

Castro bezeichnet sich als Atheist

Oder ist Castro auf seine alten Tage vielleicht doch noch fromm geworden? Schon seine Zusammenkünfte mit Johannes Paul II. im Jahr 1996 und 1998 warfen die Frage auf, ob vielleicht außer dem politischen Kalkül vielleicht noch mehr hinter diesen Begegnungen stehe? Unübersehbar war zumindest, dass Castro nach dem Zusammenbruch des Ostblocks verstärkt die Nähe zur katholischen Kirche suchte.

Castro selbst bezeichnet sich als Atheist. Doch immerhin: Der uneheliche Sohn eines spanischen Zuckerrohrplantagenbesitzers wurde getauft und besuchte eine Jesuitenschule. Auch die Bibel zitierte er für einen strammen Sozialisten ungewöhnlich oft. Und Castro zählt auch nicht zu jenen Vertretern der reinen marxistisch-leninistischen Doktrin, die Religion partout als Opium für das Volk betrachten. Von ihm stammt der Satz, dass Jesus, wenn er heute auf die Welt käme, Revolutionär geworden wäre.

Es bliebe nur ein Problem: Die möglicherweise erfolgte Exkommunikation Fidel Castros, von der immer wieder zu lesen ist. Johannes XXIII. habe den Revolutionsführer aus der heiligen römischen Kirche ausgeschlossen, weil er 130 Priester ausgewiesen und alle katholischen Schulen verstaatlicht habe, heißt es bisweilen. Passiert sein soll dies am 3. Januar 1962. Einen schlagenden Beleg gibt es jedoch nicht. Denkbar wäre auch, dass Castro sich durch sein kirchenfeindliches Handeln automatisch selbst exkommuniziert hat. Wie dem auch sei: Der Papst könnte ihn in jedem Fall wieder in den Schoß der Kirche aufnehmen, sofern er sich tatsächlich die Exkommunikation zugezogen haben sollte - Castro müsste es nur wollen. Doch das bleibt sein Geheimnis.

Mit Material von kna, dpa und dapd