Benedikt XVI. traf in Havanna ein, ein Treffen mit Staats- und Ministerratspräsident Raul Castro und seinen Kindern ist geplant.

Havanna. Papst Benedikt XVI. ist am Dienstag in Havanna eingetroffen, der letzten Station seiner Lateinamerika-Reise. Am späten Nachmittag (0.30 Uhr MESZ) ist ein Höflichkeitsbesuch bei Staats- und Ministerratspräsident Raul Castro und seinen Kindern im Palast der Revolution geplant. Ob es dort auch zu einer Begegnung mit dem früheren Revolutionsführer Fidel Castro kommt, ist weiter unklar.

In Santiago de Cuba im Osten der Insel hatte der Papst zur zum Aufbau einer erneuerten und offenen Gesellschaft auf Kuba aufgerufen. Bei seiner ersten Messe in dem kommunistischen Land appellierte er an die Katholiken, sich „mit den Waffen des Friedens, der Vergebung und des Verständnisses“ am politischen Leben zu beteiligen.

Unangekündigt nahm auch Staatspräsident Castro an der Messe teil. Vor dem Gottesdienst mit nach Vatikanangaben 200.000 Teilnehmern kam es zu einem kleinen Zwischenfall: Ein Mann lief in Richtung des Altars und rief „Nieder mit dem Kommunismus“, bevor ihn Sicherheitskräfte stoppten.

Deutlicher als sein Amtsvorgänger Johannes Paul II. im Jahr 1998 benannte Benedikt XVI. schon bei der Begrüßung Forderungen nach Freiheit und Veränderung. In einer Ansprache vor Castro verlangte er am Flughafen von Santiago mehr Freiraum für die Kirche. Auch der kubanische Präsident lobte in seiner Willkommensrede die Beziehungen zur katholischen Kirche. Die Verfassung des Landes garantiere vollständige Religionsfreiheit.

Am kubanischen Nationalheiligtum, der „Barmherzigen Jungfrau von Cobre“ sagte Benedikt XVI., er bete für alle leidenden, für die ihrer Freiheit beraubten und von ihren Familien getrennten Kubaner, die schwere Zeiten durchmachten. Trotz aller Prüfungen sollten sich die Bürger für Gerechtigkeit einsetzen.

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Unterdessen berichtet die international bekannte kubanische Bloggerin Yoani Sanchez über Repressalien gegen Dissidenten während des Besuches. Regimekritiker würden am Verlassen ihrer Wohnungen und Häuser gehindert, sagte sie am Dienstag in einem Telefoninterview mit dem TV-Sender CNN; anderen Oppositionelle würden die Telefonverbindungen gekappt. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sollen in den vergangenen Tagen bis zu 150 Oppositionelle unter Arrest gestellt worden sein.

Der Kuba-Besuch des Papstes stößt auf breites Medieninteresse: Mehr als 800 internationale Journalisten hatten sich bis zum Ankunftstag akkreditiert. Fast alle führenden Tageszeitungen des Kontinents berichteten über die Reise.

Beim Besuch von Johannes Paul II. 1998, der bislang einzigen Papstreise nach Kuba, hatte sich der damalige Staatspräsident Fidel Castro 50 Minuten lang unter vier Augen mit dem Papst unterhalten; nicht einmal ein Übersetzer war anwesend. Inhalte der Unterredung wurden nicht bekannt. Johannes Paul II. traf damals auch mit vier von Castros Geschwistern zusammen, darunter auch der heutige Präsident Raul. Die beiden anwesenden Schwestern, Augustina und die vor vier Wochen gestorbene Angela, sind bzw. waren dem Vernehmen nach praktizierende Katholiken.

Am Mittwoch kehrt Benedikt XVI. nach einem großen Gottesdienst von Havanna nach Rom zurück.

Venezuelas Präsident Hugo Chavez wird nach eigenen Angaben nicht mit dem Papst zusammentreffen. In einer vom venezolanischen Fernsehen aus Havanna übertragenen Kabinettssitzung erklärte Chavez, er wolle das Programm des Kirchenoberhauptes während seines Kuba-Aufenthaltes nicht stören. Der an Krebs erkrankte Chavez hält sich derzeit in der kubanischen Hauptstadt wegen einer erneuten Strahlentherapie auf. (KNA)