Nach mehr als 40 Jahren an der Spitze der koptisch-orthodoxen Kirche ist Papst Schenuda III. am Sonnabend im Alter von 88 Jahren gestorben.

Kairo. Schon mehrere Jahre habe Schenuda III. mit Leber- und Lungenproblemen zu kämpfen gehabt, berichtete die ägyptische Nachrichtenagentur Mena. Die koptisch-orthodoxe Kirche in Ägypten gilt als eine der ältesten christlichen Kirchen der Welt. Schenuda galt vielen Kopten als Schutzpatron der christlichen Minderheit im muslimischen Ägypten. Dafür arrangierte er sich auch mit dem Regime von Husni Mubarak, der im vergangenen Jahr gestürzt wurde.

Schenuda III. wurde am 3. August 1923 als Nasir Gajed in der südägyptischen Stadt Assiut geboren. Im Alter von 31 Jahren wurde er Mönch und verbrachte sechs Jahre im Kloster St. Antonius. Nach dem Tod von Papst Cyrilos VI. wurde Schenuda 1971 zu dessen Nachfolger gewählt. Ein koptischer Fernsehsender zeigte am Samstag ein Porträt des verstorbenen Kirchenoberhaupts, auf einem Banner war zu lesen: „Die koptische Kirche betet zu Gott, dass er in den Armen der Heiligen in Frieden ruhen wird.“

Um die Position der christliche Minderheit zu schützen, bemühte sich Schenuda nicht nur um ein gutes Verhältnis zur Regierung, sondern auch um einen Ausgleich mit den Muslimen des Landes. Beispielhaft dafür war das letzte Weihnachtsfest im Januar, zu dem Schenuda in seiner Kirche einige Vertreter der Muslimbruderschaft und Generäle des herrschenden Militärrats begrüßte. „Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Kirche sind alle Arten islamischer Führer in Ägypten hier versammelt“, erklärte Schenuda. Mit den Kopten seien sie sich einig darin, für das Wohle Ägyptens zu arbeiten.

Muslimbruderschaft kondoliert

Schenuda galt als in jeder Hinsicht konservativer Kirchenführer. Er unterstütze die Regierung Mubarak, dieser dankte es ihm, indem er der koptischen Kirche weitreichende Befugnisse innerhalb der Christen gab. Und auf der theologischen Seite widersetzte sich Schenuda allen Forderungen nach liberalen Reformen.

Sein Tod kommt zu einer Zeit, da sich unter den zehn Millionen Christen nach dem Zusammenbruch des Regimes von Mubarak und dem Erstarken islamistischer Strömungen in Ägypten große Unsicherheit breitmacht. In den vergangenen Monaten kam es zu einige Angriffen auf Christen und ultrakonservative Islamisten verschärften ihre antichristliche Rhetorik.

Schenudas Nachfolger wird in jedem Fall vor großen Herausforderungen stehen. Aber er kann auch auf dem Werk Schenudas aufbauen: Die Partei der Muslimbruderschaft kondolierte „den christlichen Brüdern“ nach dem Tod Schenudas. Parlamentspräsident Saad el Katatny nannte ihn einen Mann, der von „koptischen Christen und Muslimen“ respektiert worden sei.

(dapd/abendblatt.de)