Der geistliche Führer des Irans, Ayatollah Ali Chamenei, hat Manipulationsvorwürfe bei der umstrittenen Präsidentschaftswahl zurückgewiesen.

Teheran. Auf den Straßen stehen die protestierenden Massen, doch Irans mächtige Mullahs beeindruckt das offenbar nicht. Eine Woche nach der umstrittenen Präsidentenwahl im Iran hat das geistliche Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei sich erstmals in die Straßenkonflikte eingemischt. Mit einer Botschaft, die die Massen kaum beruhigen dürfte: Die Wahl war rechtmäßig. Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad habe einen "klaren Sieg" errungen. Chamenei hat als religiöser Führer umfassende Machtbefugnisse und das letzte Wort bei allen politischen Entscheidungen im Gottesstaat.

Er räumte auch ein, dass er den Ansichten des Wahlsiegers Ahmadinedschad näher stehe als denen anderer Politiker. Wahlfäschungen, wie Herausforderer Mir Hussein Mussawi anprangert, habe es aber nicht gegeben. „Das Wahlergebnis wird an der Urne, nicht auf der Straße bestimmt“, erklärte Chamenei vor Zehntausenden Gläubigen an der Universität Teheran beim mit Spannung erwartetetn Freitagsgebet. Unter den Zuhörern war auch Ahmadinedschad selbst. Die Proteste würden nicht dazu führen, dass die Führung illegale Forderungen der Kandidaten akzeptieren werde. An diese gerichtet sagte er: „Ich appelliere an sie, die Straßenproteste zu beenden - andernfalls sind sie für die Konsequenzen verantwortlich.“ Beruhigende Reden hören sich anders an.

Bei den schwersten Unruhen seit der Revolution vor 30 Jahren sind nach offiziellen Angaben allein bis zu acht Menschen ums Leben gekommen. Die Opposition spricht von deutlich mehr Opfern. Die unterlegenen Kandidaten und ihre Anhänger werfen dem zum Sieger erklärten Ahmadinedschad Wahlbetrug vor und fordern Neuwahlen.

Mussawis Anhänger hatten am Donnerstag den vierten Tag in Folge gegen das amtliche Wahlergebnis protestiert. Dem mächtigen Wächterrat liegen nach eigenen Angaben inzwischen 646 Beschwerden gegen das Ergebnis der Präsidentenwahl vor. Das Gremium habe Mussawi und zwei weitere Kandidaten zu einem Treffen am Sonnabend eingeladen, meldete der staatliche Rundfunk.Der Wächterrat hat sich zu einer teilweisen Neuauszählung der Stimmen bereiterklärt.