Washington und London finanzieren Terrorabwehr. US-Präsident Obama macht al-Qaida im Jemen für Anschlagsversuch verantwortlich.

London/Washington. Im Kampf gegen den Terrorismus rückt immer mehr der Jemen in den Blickpunkt: Nach zunehmenden Hinweisen auf eine terroristische Bedrohung haben die USA und Großbritannien am Sonntag ihre Botschaften in dem Land geschlossen. Außerdem wollen beide Staaten eine Spezialeinheit zur Terrorabwehr im Jemen finanziell unterstützen, wie das Büro des britischen Premierministers Gordon Brown mitteilte. Grund der Botschaftsschließung seien wiederholte Drohungen von al-Qaida, erklärten die amerikanischen Behörden.

„Es gibt Hinweise, dass al-Qaida einen Angriff auf ein Ziel in Sanaa plant, möglicherweise auf unsere Botschaft“, sagte US-Präsident Barack Obamas Berater für Heimatschutz und Terrorabwehr, John Brennan. Das Außenministerium in London begründete die Entscheidung mit Sicherheitsbedenken. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, die deutsche Botschaft habe bisher keine Drohung erhalten. Die Sicherheitsvorkehrungen würden aber verstärkt.

In der Folge des versuchten Terroranschlags auf ein Flugzeug in den USA vereinbarten Brown und Obama, „die gemeinsame Zusammenarbeit der USA und Großbritanniens zu verstärken, um die sowohl von Jemen als auch in Somalia hervorgehende terroristische Bedrohung anzugehen“, hieß es in einer Erklärung der britischen Regierung. Eine Sprecherin sagte, Großbritannien werde dem Jemen 2011 mehr als 100 Millionen Pfund (112 Millionen Euro) zur Verfügung stellen.

Der wegen des Anschlagsversuchs angeklagte Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab soll den US-Ermittlern gesagt haben, dass er von al-Qaida-Mitgliedern im Jemen ausgebildet und instruiert worden sei. Dem britischen Geheimdienst waren Verbindungen Abdulmutallabs zu Extremisten in Großbritannien bekannt. Die Behörden hätten ihn aber nicht als ausreichend gefährlich eingestuft, um die USA über ihn zu informieren, verlautete am Sonntag aus Regierungskreisen in London.

Obama sagte am Sonnabend, der al-Qaida-Zweig im Jemen sei für den versuchten Anschlag am Weihnachtstag verantwortlich. Die Organisation al-Qaida auf der arabischen Halbinsel bekannte sich zu der Tat. Die Regierung im Jemen stationierte nach Angaben aus Sicherheitskreisen Hunderte zusätzliche Einsatzkräfte in zwei Provinzen, die als Hochburg des Terrornetzwerks gelten. Die gemeinsame Finanzhilfe sei mit dem Jemen abgesprochen, erklärte Browns Büro. Der Premierminister schlug bereits am Freitag eine internationale Konferenz zur Lage im Jemen vor. Das Treffen könnte am 28. Januar am Rande der internationalen Afghanistan-Konferenz in London stattfinden. Dabei soll es auch um eine verstärkte Unterstützung der jemenitischen Küstenwacht für den Kampf gegen Piraten im Seegebiet zwischen der arabischen Halbinsel und Somalia gehen.

In Washington äußerte sich ein hoher Regierungsbeamter zurückhaltend. Die Terrorabwehr der Polizei im Jemen werde schon jetzt finanziell unterstützt, hieß es im Weißen Haus. Die USA haben die Regierung in Sanaa im Rahmen des Anti-Terror-Programms im vergangenen Jahr mit 67 Millionen Dollar unterstützt. Am Wochenende war US-General David Petraeus im Jemen und kündigte eine Verdopplung der Finanzhilfe für die Terrorabwehr an.