Welt in Sorge. Ziel ist ein moslemischer Gottesstaat wie im Iran. Uno prüft die Entsendung einer Friedenstruppe.

Gaza/Tel Aviv. Die radikal-islamische Hamas steht kurz vor dem Sieg im blutigen Bruderkrieg der Palästinenser im Gazastreifen: Sie eroberte gestern drei der vier Kommandozentralen der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Ein Fatah-Sprecher räumte ein: "Gaza ist verloren." Augenzeugen berichteten, Hamas-Kämpfer hätten nach der Erstürmung des Geheimdienstgebäudes in Gaza besiegte Fatah-Leute hinausgetrieben und vor den Augen ihrer Frauen und Kinder mit Kopfschüssen getötet.

Das Gemetzel löste rund um den Globus Initiativen zur Krisenbewältigung aus.

Die Hamas, die vom Iran unterstützt wird, sprach von einem Wendepunkt im Gazastreifen. Ziel sei ein Staat nach den Gesetzen des Islam. "Die Ära der Gerechtigkeit und der islamischen Herrschaft ist gekommen", sagte ein Sprecher. Ein Hamas-Führer kündigte an, binnen Stunden auch die Residenz von Präsident und Fatah-Chef Mahmud Abbas in Gaza einzunehmen. Die heutigen Freitagsgebete sollten schon in dem Gebäude stattfinden. Mindestens 25 Menschen, darunter auch mehrere Kinder, wurden getötet und 90 weitere verletzt. Hamas-Kämpfer hissten grüne Flaggen auf den eingenommenen Gebäuden. Mahmud Abbas, der sich in Ramallah (Westjordanland) aufhält, rief den Notstand aus, löste die Regierung auf und wies seine Präsidentengarde an, zurückzuschlagen. Doch stand seine Truppe auf verlorenem Posten.

Weltweit wächst die Sorge, dass die Gewalt auf das Westjordanland überschwappen könnte. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Israel angesichts der Kämpfe vor seiner Haustür über eine neue Gaza-Strategie nachdenkt. Offen blieb, wann das Land in den Konflikt eingreift. Premier Olmert schloss eine militärische Intervention zunächst aus.

Der Uno-Sicherheitsrat beriet über die Entsendung einer Friedenstruppe nach Gaza. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon teilte mit, Abbas und Olmert hätten ihn gebeten, dies zu prüfen. Die Hamas lehnt die Stationierung einer Friedenstruppe aber strikt ab. Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte eindringlich an die Palästinenser, die Kämpfe einzustellen. "Die Ereignisse bedrücken uns."