Washington. Dunkle Rauchsäulen steigen über den Krisengebieten des Nahen Ostens auf - und werfen Schatten bis nach Washington. Überall in der Region haben die USA in politischen Konflikten aktiv Partei ergriffen, und überall sind ihre Verbündeten in Bedrängnis. Der bittere Bruderkampf der Palästinenser im Gazastreifen, das neue Attentat auf einen prowestlichen Politiker im Libanon, der Anschlag auf die Schiiten-Moschee von Samarra im Irak: Extremisten unterschiedlicher Couleur fordern die USA heraus. Stille Nutznießer dürften die Erzfeinde der USA sein, der Iran und Syrien.

Im chaotischen Machtkampf der Palästinenser im Gazastreifen messen die großen Gegenspieler in der Region ihre Kräfte: Die USA stützen die säkulare Fatah des gemäßigten Präsidenten Mahmud Abbas, während die radikal-islamische Hamas von Ministerpräsident Ismail Hanija auf Iran und Syrien setzt. In dem Bruderzwist spiegeln sich die Frontlinien eines größeren Konflikts um die regionale Vormachtstellung wider. Die USA rüsten Abbas' loyale Präsidentengarde zu einer Elite-Einheit gegen die Hamas auf. 60 Millionen Dollar hat Washington im März für Training und Ausrüstung bereitgestellt. Der Iran rüstet derweil nach US-Erkenntnissen die Hamas mit Waffen und Geld auf.

Für die USA ist Abbas ein wichtiger Partner, er befürwortet anders als die Hamas die Anerkennung Israels und einen Friedensschluss. Das State Department gab als Ziel vor, Abbas "bei der Wiederherstellung von Recht und Ordnung" zu unterstützen. "Der militante Flügel der Hamas hat sich entschieden, jede politische Versöhnung zu verhindern", deutet Außenamtssprecher Sean McCormack die Kämpfe in Gaza. Die Parteinahme der USA nährt freilich den Zorn der Hamas: Für sie ist Abbas ein Lakai der USA. Die Hamas steht bereits vor einem Sieg über die Fatah im Gazastreifen. Sollte Abbas die Kontrolle dort komplett verlieren, wäre dies auch eine Niederlage für den Verbündeten USA.

Eine ähnliche Konstellation gibt es im Libanon. Die USA sehen sich als eine Art Schutzmacht der Regierung von Ministerpräsident Fuad Siniora, der das Land nach jahrzehntelanger syrischer Besatzung an die Seite des Westens führen will. Auch hier rüsten die USA die Armee auf - vor allem um zu verhindern, dass der Libanon zurück in die Einflusssphäre Syriens und seines Verbündeten Iran fällt. Die beiden Länder besitzen mit der radikalen Schiitenmiliz Hisbollah einen starken Machthebel im Libanon. 40 Millionen Dollar Militärhilfe ließen die USA der Beiruter Regierung 2006 zukommen, in diesem Jahr sollen es noch mehr werden. So war das tödliche Attentat auf den anti-syrischen Abgeordneten Walid Eido auch eine direkte Attacke auf den neuen Kurs des Libanon.