HAMBURG. Das Ergebnis sei mehr, als er erwartet hätte, sagte Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Chefberater der Bundesregierung in Fragen des Klimawandels und der internationalen Klimapolitik, dem Hamburger Abendblatt zur Einigung des G-8-Gipfels in der Klimapolitik.

Natürlich habe er sich als Wissenschaftler weitergehende Beschlüsse gewünscht, sagte der Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Doch immerhin sei etwa 75 Prozent des Weges zurückgelegt worden, um den weltweiten Klimawandel noch einigermaßen zu beherrschen. Doch nur wenn Europa entschlossen und konsequent seine selbst gesetzten Ziele umsetzt, werde dieser Weg erfolgreich beendet: "Wir müssen verdammt glaubwürdig operieren, sonst werden die Amerikaner diesen Prozess abbremsen."

Auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel begrüßte die Einigung als richtungweisendes Signal der Industriestaaten. Damit seien zwei Schritte nach vorn auf dem Weg zu einem globalen Klimaschutzabkommen gemacht, erklärte der SPD-Politiker in Berlin. Die große Herausforderung liege nun darin, die Vereinbarung von Heiligendamm mit konkreten Maßnahmen auszufüllen. Die Uno-Klimakonferenz im Herbst auf Bali werde damit zur Nagelprobe. Dort gelte es, umfassende Verhandlungen über ein verbindliches Rahmenwerk für die Zeit nach 2012 aufzunehmen.

Der britische Premierminister Tony Blair und der französische Präsident Nicolas Sarkozy lobten die Vereinbarung ebenfalls. Das sei ein "wichtiger, wichtiger Schritt vorwärts", sagte Blair. Erstmals gebe es die Möglichkeit, ein internationales Klimaschutzabkommen mit bedeutenden CO2-Senkungen zu erreichen, sagte Blair. Dass alle mitmachten, sei der einzige Weg, entschlossen gegen die Problematik vorzugehen. Sarkozy sprach von "unerhofften Fortschritten". Erstmals tauchten bezifferbare Ziele in einem Text der G 8 auf.

Blair fügte hinzu, eine weitergehende Einigung sei nicht zu erzielen gewesen. "Das wird erst passieren, wenn alle an einem Tisch sitzen." Dennoch sei das Erreichte viel: "Vor einem Jahr wäre das nicht möglich gewesen." Blair lobte Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Entscheidung, das Thema ganz oben auf die Agenda des Gipfels gesetzt zu haben.

Die Umweltverbände reagierten dagegen enttäuscht. "Das Klassenziel für den G-8-Gipfel ist klar verfehlt worden", sagte der Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller in Berlin. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) monierte die "schwammigen Versprechungen" und erklärte: "Am Klimaproblem gemessen ist das Ergebnis überaus mager." Der Klimaexperte von Greenpeace, Tobias Münchmeyer, warf der G 8 gar "Versagen" vor.