ROSTOCK. Popstars wie Herbert Grönemeyer, U2-Sänger Bono, Bob Geldof und die Toten Hosen haben vor rund 70 000 Zuschauern das Konzert "Deine Stimme gegen Armut" gegeben. Grönemeyer appellierte vor Beginn des Konzerts an die Teilnehmer des G-8-Gipfels, die Afrika gegebenen Versprechen einzuhalten und den Menschen dort aus der Armut zu helfen. "Wenn Sie es hier nicht hinkriegen, dann wird es sehr eng, und der Weg ist noch weit", sagte er. Der US-Sänger Bono sagte, die Armut in Afrika müsse wie versprochen bis 2010 halbiert werden. Unterdessen ist der G-8-Alternativgipfel ohne eine Erklärung zu Ende gegangen.

Zum Auftakt des Konzerts "Deine Stimme gegen Armut" spielte die Berliner Band Seeed. Bis zum Abend wechselten sich Musiker mit "Botschaftern" aus acht Entwicklungsländern ab. Stellvertretend für andere arme Länder machten sie als "Poor 8" ("Die Armen 8") auf die Not in diesen Staaten aufmerksam. Zwischen den Auftritten der Stars wurden Filmbeiträge über die ärmsten Länder gezeigt. Es sprachen Redner wie der Friedensnobelpreisträger Mohammed Yunus. Die geplante Übertragung des Konzerts auf eine Großbildleinwand in Warnemünde war aus Sicherheitsgründen abgesagt worden.

US-Sänger Bono sagte, mit dem Konzert solle Druck auf die Staats- und Regierungschefs ausgeübt werden. Bono hatte sich am Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) getroffen. Nach dem Gespräch mit Merkel habe er erst gedacht, das Handtuch werfen zu müssen, sagte Bono. Es sei ein "sehr hartes Treffen" gewesen. Bob Geldof sagte, Merkel habe Afrika lediglich Hilfen in Höhe von 700 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Benötigt würden aber 1,5 Milliarden Euro. Nur so würden die beim G-8-Gipfel in Gleneagles vor zwei Jahren gemachten Versprechungen erreicht.

Bob Geldof, der bereits 1985 das legendäre "Live Aid"-Konzert gegen den Hunger in Afrika organisiert hatte, ging während des Konzerts in Rostock auf die afrikanischen Flüchtlinge ein, die mit kleinen Booten versuchen Europa zu erreichen und dabei oft scheiterten. Kein Mensch solle ein Leben führen, das ihn zu einer solchen Verzweiflungstat treibt. "Ich will nicht in Mallorca Urlaub machen und tote Menschen am Strand liegen sehen", so Geldof.

Zur Abschlussveranstaltung des G-8-Alternativgipfels kamen etwa 800 Menschen in die Rostocker Nikolaikirche. Die alternative Nobelpreisträgerin Vandana Shiva forderte eine Energie- und eine "Ernährungswende". Das Wirtschaftssystem müsse zu einer "solidarischen Weltwirtschaft" umgebaut werden. Thomas Seibert von der Hilfsorganisation medico international zog eine positive Bilanz des Alternativgipfels. Es seien dringende Themen diskutiert worden, sagte Seibert. Eine gemeinsame Abschlusserklärung gab es nicht. Rund 2000 Teilnehmer aus Deutschland und 40 weiteren Ländern hatten am G-8-Alternativgipfel teilgenommen.