Kommentar: Die Lage im Nahen Osten

Wer seit den letzten Wochen eine Zeitung aufschlägt, der sieht vor allem eines: Bilder vom Krieg. Menschen, die sterben, Frauen und Kinder, die fliehen, in Angst vor Bomben und Raketen. Ihre Heimaten liegen im Staub der Zerstörung - und wir sehen all das, jeden Tag. Die Bilder vom Krieg sind Alltag - doch der Krieg selbst ist fern.

Noch ferner ist uns jedoch vor allem eines: Die Entscheidung eines Landes, selbst Krieg zu führen. Gerade uns Deutschen ist diese Entscheidung seit einem halben Jahrhundert fern - Gott sei Dank. Wie anders muß es jedoch für eine Gesellschaft sein, die seit Jahrzehnten in Bedrohung lebt? Die Woche um Woche Opfer beklagt: von blutigen Anschlägen auf Marktplätzen, von Raketen aus dem Nachbarland? All das ist seit Jahren Alltag in Israel, trotz aller UN-Resolutionen zur Entwaffnung der Hisbollah im Libanon. In einem Land, das von seinen Nachbarn offiziell zum Abschuß freigegeben und von Machthabern wie Teherans Ahmadinedschad bis heute mit Eliminierung bedroht wird.

Jeder weiß: Der Konflikt im Nahen Osten ist ein vielschichtiger. Auch über Israels Politik in dieser langen Geschichte kann und muß kritisch nachgedacht werden. Doch wer die nun laufende Offensive gegen die Terroristen der Hisbollah im Libanon beurteilt, der muß auch bedenken, wie existentiell das politische und pur physische Bedrohungsgefühl eines Landes sein muß, damit es die Entscheidung zum Krieg als richtiger bewertet als die Entscheidung zum Nichthandeln. Denn eines ist unzweifelhaft: Die Entwaffnung der Hisbollah muß jetzt erreicht werden, damit der Frieden eine Chance hat. Dann wird die Stunde der Institutionen schlagen - und auch Uno, EU und Nato sollten dann eine Entscheidung zum Handeln treffen.