Kommentar

Eins, zwei, schnipp. Eins, zwei, schnipp. Alle drei Sekunden dieses Geräusch, wenn man mit den Fingern schnippt. In diesem Takt stirbt in Afrika ein Kind an Hunger, Armut, Kriegsfolgen oder Aids. Tag für Tag. Ein Kontinent verliert seine Gegenwart und seine Zukunft. Daß diese Tatsache ins Blickfeld rückt, daß sich in diesen Tagen viele Menschen mit dem Thema Afrika beschäftigen, ist vielen Musikern und den zehn Konzerten auf vier Kontinenten vom Sonnabend zu verdanken.

Das größte Musik-Spektakel der Geschichte mit Stars aus dem "Who's who" der Popgeschichte vereinte Menschen über Grenzen und Erdteile hinweg. Zwei Millionen Besucher live bei den Veranstaltungen, mehr als fünf Milliarden verfolgten die Konzerte im Fernsehen, im Internet und am Radio. Wenn der Funke übergesprungen ist, ist das mal ein positiver Aspekt der Globalisierung.

Den Machern um den irischen Musiker Bob Geldof ging es nicht darum, Spenden zu sammeln, sondern das Bewußtsein für die Probleme Afrikas zu wecken und den westlichen Politikern für Lösungen auf den Zahn zu fühlen. Die Konzerte sollen ein Tusch für den am Mittwoch beginnenden G-8-Gipfel im schottischen Gleneagles sein. Die Führer der sieben reichsten Industrienationen und Rußlands haben das Thema Afrika auf der Agenda. Dafür hat sich Bob Geldof beim britischen Premier Tony Blair als derzeitigem G-8-Chef stark gemacht.

Schuldenerlaß, mehr Entwicklungshilfe und der Abbau von Handelsbarrieren sind bekannte Forderungen, Nelson Mandela bittet um Taten statt Worte. Erstere müssen aber auch bei den afrikanischen Führern folgen. Funktionierende, dem Volk verpflichtete Regierungen, für die Korruption und Waffengewalt kein Mittel der Machterhaltung ist, sind die Voraussetzungen für Frieden, Freiheit und Wohlstand. Afrika braucht nicht nur Geld, sondern auch Veränderung aus sich selbst heraus.