Bundeswehr vor neuem Einsatz im Sudan? Hunderttausende fordern auf Live-8-Konzerten Hilfe für den Kontinent. Mittwoch berät der Weltgipfel.

Hamburg. Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) macht sich nachdrücklich für den Einsatz von Truppen in Afrika stark. Dazu zählt er auch Soldaten der Bundeswehr. Es gelte, ein weiteres Morden auf dem Kontinent zu verhindern. Strucks Appell steht vor dem Hintergrund des größten Konzertereignisses der Geschichte, bei dem am Wochenende Stars aus aller Welt vor dem am Mittwoch beginnenden G-8-Gipfel ein Zeichen gegen Elend und Armut vor allem in Afrika setzen wollten.

Struck ist dafür, die laufenden Auslandseinsätze der Bundeswehr in Afghanistan und auf dem Balkan fortzuführen. "Wir drücken uns nicht, aber ich sehe auch die Notwendigkeit, sich anderswo zu engagieren. Zum Beispiel in Afrika, im Sudan. Dort muß die Weltgemeinschaft dringend handeln. Das Morden geht weiter, und eine Situation, wie wir sie vor Jahren in Ruanda hatten, muß vermieden werden", sagte Struck dem Hamburger Abendblatt.

Der Minister betonte in diesem Zusammenhang, daß dabei auch Kampfeinsätze auf die Bundeswehr zukommen könnten. Dies wolle niemand, doch wenn es notwendig sei, wäre die Bundeswehr dazu bereit und ausgebildet.

Afrika und seine Situation standen am Wochenende im Mittelpunkt des Weltinteresses. Mit den Live-8-Konzerten lenkte die Creme der internationalen Rock- und Pop-Szene mit zehn Konzerten in vier Kontinenten die Aufmerksamkeit auf Afrika. Allein in Philadelphia kamen eine Million Konzertbesucher, in London waren es in Anwesenheit von Uno-Generalsekretär Kofi Annan mehr als 200 000. In Berlin feierten 200 000 Menschen, in Versailles bei Paris waren es 100 000.

Die Veranstalter um den irischen Rocksänger Bob Geldof wollten keine Spenden sammeln, sondern das Bewußtsein für die Nöte der Menschen in den armen Ländern der Welt wecken. Geldof rief die Fans in aller Welt auf, beim Gipfel der führenden Industrienationen (G-8), der am Mittwoch im schottischen Gleneagles beginnt, für Schuldenerlaß, eine Verdoppelung der Entwicklungshilfe und eine Öffnung der Weltmärkte zu demonstrieren.