Ramallah. Der neue Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (69) soll nach mehr als vier Jahren des Blutvergießens die Wende bringen. Während seiner Amtszeit als erster palästinensischer Ministerpräsident war der stille Pragmatiker Abbas mit seiner Politik allerdings noch im Machtkampf mit Jassir Arafat gescheitert. Arafat hatte ihn 2003 nur auf starken internationalen Druck zum Regierungschef ernannt. Aber sowohl die Führungsriege um Arafat als auch die palästinensische Bevölkerung lehnten Abbas' gemäßigte Haltung ab. Abbas, der lange im Schatten des charismatischen "Rais" (Führer) Arafat stand, hat mit seinem Image zu kämpfen.

Im Gegensatz zu Arafat hatte er schon früh für Verhandlungen mit Israel geworben. Der kluge, aber farblose neue Präsident schlug daher im Wahlkampf betont härtere Töne gegen Israel an, um sich die Unterstützung militanter Palästinenser zu sichern.

Geboren 1935 in Safed (heute Israel), war Abbas 1948 im ersten Nahostkrieg mit seiner Familie in die syrische Hauptstadt Damaskus geflohen. Später wurde er Mitbegründer von PLO und Fatah und damit zum frühen Wegbegleiter Arafats, der ihn 1980 zu seinem Vize ernannte.

"Abu Masen", Vater von Masen, wie ihn die Palästinenser nach seinem tödlich verunglückten Sohn nennen, verdiente als Geschäftsmann in Katar ein Vermögen und arbeitete im Staatsdienst der Vereinigten Arabischen Emirate. 1993 handelte er die Oslo-Verträge mit Israel aus.

Abbas, der englische, arabische Literatur und Jura studierte, hat in Moskau promoviert - über israelische Politik.