Fünf Länder in acht Tagen: Für US-Präsident Obama stehen die Rettung der Wirtschaft und die Herausforderungen der Verteidigungspolitik oben auf der Agenda. Die „New York Times“ warnte: Es könnte ein „bitteres Erwachen für Obama“ geben. Mit Bildern von Obamas Europa-Reise.

Washington/Hamburg. Ein Flug allererster Klasse über den Atlantik. London, Straßburg, Baden-Baden, Prag, Istanbul, fünf Länder in acht Tagen, dazu ein paar schicke Erinnerungsfotos, Bankette im Scheinwerferlicht und einige Absacker bei Kerzenschein: Das könnte das Programm der Senioren-Reise eines wohlhabenden Amerikaners sein.

Tatsächlich ist es der logistische Rahmen für die erste Europa-Tournee des amerikanischen Superstars und globalen Heilsbringers Barack Obama. Am Montagabend streift sich der US-Präsident in seinem Amtsjet des Typs Boeing 747-200 ("Air Force One") die Fliegerjacke mit dem US-Wappen über, nimmt einen Happen und schlummert auf dem Nachtflug London entgegen.

Beim G20-Gipfel zur Finanzkrise und dem historischen Nato-Treffen in Frankreich und Deutschland will Obama den "Führungsanspruch Amerikas" und gleichzeitig "das Ansehen der USA wieder herstellen", wie er sagte.

Das sollte ihm in Europa leichtfallen. Hier ist seine Popularität anders als mittlerweile in den USA nahezu ungebrochen von den ersten ernst zu nehmenden Kritiken. Sein Aktionismus, seine Aufrichtigkeit und nicht zuletzt der Glamourfaktor des Präsidentenpaares Barack und Michelle befeuern die politischen Wünsche und die Fantasie der Alten Welt.

Doch die "New York Times" warnte ihn bereits: Es könnte ein "bitteres Erwachen für Obama" geben, so der meinte der konservative Historiker Nile Gardiner. Der demokratische US-Senator John Kerry nannte die Reise eine "Einladung zur Desillusionierung".

Um milliardenschwere Finanzspritzen zur Behebung der Wirtschaftskrise und eine scharfe Kontrolle der Finanzmärkte geht es beim G20-Gipfel. Und: Wie weit dürfen sich Länder abschotten und den freien Handel einschränken?

Vor dem Nato-Gipfel wird es auch ernste Gespräche mit Russlands Präsident Dmitri Medwedew geben. Dabei geht es um die Erweiterung des Verteidigungsbündnisses nach Osten, die Krisenherde Iran und Nordkorea sowie die US- Raketenabwehrsysteme in Polen und Tschechien. Und dabei ist das Obama schwer im Magen liegende Thema China noch gar nicht berührt.

Das Mammutprogramm des US-Präsidenten in Kürze:

Dienstag: Ankunft in London, erste Gespräche

Mittwoch: Treffen mit britischem Premierminister Gordon Brown und Oppositionschef David Cameron; Treffen mit Russlands Präsident Dmitri Medwedew, mit Chinas Präsident Hu Jintao; Empfang bei Königin Elizabeth II.

Donnerstag: G20-Gipfel; Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak, Indiens Premier Manmohan Singh, mit dem saudischen König Abdullah

Freitag: Flug nach Straßburg, Treffen mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, Weiterreise nach Baden-Baden, Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (evtl. Heidelberg), Nato-Jubiläumstagung

Sonnabend: Nato-Gipfel, Weiterreise nach Prag

Sonntag: Gespräche mit der EU-Führung, den Staatschefs der 27 Länder, Ansprache an Europa

Montag: Weiterreise nach Ankara, Gespräche mit der türkischen Führung

Dienstag: Weiterreise nach Istanbul, Begegnungen mit jungen Türken, Heimreise nach Washington