Kanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy bemühen sich nach Kräften, in strahlendem Licht zu erscheinen.

Hamburg. Anne-Sophie Mutter spielt Geige, Angela Merkel bummelt mit Barack Obama durch Heidelberg, und Nicolas Sarkozy geht allein über die Brücke - zwei Wochen vor dem Nato-Gipfel in Baden-Baden, Kehl und Straßburg laufen die Planungen in den Gastgeber-Ländern Deutschland und Frankreich auf Hochtouren. Es geht nicht nur um Politik und Sicherheitsvorkehrungen, es geht vor allem um große Gesten und die besten Bilder.

Eigentlich soll das Treffen ein großes Familientreffen sein. Das Bündnis feiert seinen 60. Geburtstag, Albanien und Kroatien werden zur Mitgliedschaft eingeladen. Und wie ein lange verschollen geglaubter Bruder kehrt Frankreich nach 43 Jahren Abwesenheit zurück in die Militärstrukturen der Nato und damit zurück zur Sippe. Zum ersten Mal in der Geschichte des Militärbündnisses findet das Gipfeltreffen in zwei Staaten statt. Deutschland und Frankreich stehen als Symbole dafür, dass die Aussöhnung der einstigen Erbfeinde den Weg für ein einiges und freies Europa bereitete.

Wenn da nur nicht die Vorstellungen des als eigensinnig bekannten französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy wären. Er möchte, dass die schönsten Bilder und vor allem die Momente mit dem neuen US-Präsidenten Barack Obama in Frankreich stattfinden. Aber Obama dämpft bereits die Vorfreude des Pariser Kollegen: Einen gemeinsamen Besuch auf dem US-Soldatenfriedhof Colleville in der Normandie am 3. April vormittags noch vor dem Nato-Gipfel sagte er ab. Ob er gegen Mittag bei einem europäischen Jugendtreffen in Straßburg vorbeischaut, ist ebenfalls noch nicht entschieden. Fest steht bisher allerdings, dass Obama während des Gipfels in Straßburg Quartier beziehen wird.

Symbolträchtige Bilder soll es vom amerikanischen Staatsoberhaupt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel geben: Beide haben sich angeblich zu einem Spaziergang in Heidelberg verabredet. Eine Hundertschaft der Polizei ist schon angefordert worden für die Stadt am Neckar, die mit Altstadt und Schloss in den USA für das romantische "Good Old Germany" steht. Von der Bundesregierung heißt es bisher lediglich, Merkel und Obama würden am 3. April in Baden-Baden ein "sehr ausführliches Gespräch" führen.

Überhaupt Baden-Baden. Die Kurstadt liefert die noble Kulisse für das Abendessen der Staats- und Regierungschefs am ersten Gipfeltag im Kurhaus. Auch die Außen- und Verteidigungsminister speisen in der Stadt am Rande des Schwarzwalds. Bevor es zu Tisch geht, spielt die Geigenvirtuosin Anne-Sophie Mutter für die Gäste.

Wo die Delegationen nächtigen, ist nach dem englischen Alphabet aufgeteilt. Beginnend mit Belgien (Belgium) auf französischer und Bulgarien (Bulgaria) auf deutscher Seite, werden die Nato-Staaten abwechselnd den verschiedenen Rheinseiten zugeteilt. Nur die Amerikaner sind mit rund 1000 Anreisenden zu viele für einen Standort. Sie haben Quartiere in Baden-Baden und Straßburg gebucht.

Bevor der Nato-Rat am 4. April von zehn bis 13 Uhr in Straßburg im Palais de la Musique et des Congrès tagt, gibt es noch das große Familienfoto auf der 2004 erbauten Fußgängerbrücke "Passerelle", die Kehl und Straßburg verbindet. Die Kanzlerin wird gegen 8.30 Uhr mit den Nato-Kollegen zur Mitte der Rheinbrücke gehen.

Nur einer beansprucht eine Extrawurst: Nicolas Sarkozy will der Gruppe von Straßburg aus entgegenlaufen, um so Frankreichs vollständige Rückkehr in die Nato zu zeigen. Bei der Dekoration dazu am Himmel muss Sarkozy sich aber fügen: Französische Tiefflieger werden statt der Nationalfarben Blau-Weiß-Rot nur die Nato-Farben Blau-Weiß in der Höhe zaubern.