Nach acht Jahren unter dem republikanischen Präsidenten George W. Bush rief Obama seinen begeisterten Landsleuten in Washington zu: „Mit dem heutigen Tag müssen wir anfangen, (...) Amerika neu zu gestalten.“ In seiner schonungslos offenen Rede benannte Obama auch Missstände in der aktuellen US-Politik. Hier gibt's die Bilder von Obamas Amtsantritt. Hier geht's zu Obamas Rede im Wortlaut.

Washington. Auf den Stufen des Kapitols beschwor Barack Obama vor Millionen jubelnder Menschen die Kraft und die Einheit Amerikas. Nach seiner Vereidigung machte Obama seinem Volk Mut. Das Land müsse stolz sein auf seine verschiedenen Kulturen. "Wir wissen, dass unser zusammengewürfeltes Patchwork-Erbe eine Stärke ist, keine Schwäche. Wir sind eine Nation von Christen und Muslimen, Juden und Hindus - und Nicht-Gläubigen", sagte er. "Wir sind geprägt durch jede Sprache und Kultur, aus jedem Winkel dieser Erde." Er erinnerte an seinen in Kenia geborenen Vater, der vor weniger als 60 Jahren wegen der Rassentrennung in einem amerikanischen Restaurant nicht bedient worden wäre. Nun habe dessen Sohn den Eid für das Amt des Präsidenten abgelegt.

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: "An diesem Tag kommen wir zusammen, denn wir haben die Hoffnung über die Angst gestellt, das gemeinsame Ziel über Uneinigkeit und Zwietracht." Die Herausforderungen seien ernsthaft und zahlreich, machte der 47-Jährige seinen Landsleuten klar. "Sie werden nicht leicht oder kurzfristig zu meistern sein", warnte er vor übertriebenen Erwartungen. "Aber wisse, Amerika: Wir werden sie meistern." Amerika dürfe keine Zeit verlieren. "Dass wir uns mitten in einer Krise befinden, weiß inzwischen jeder", sagte der energisch auftretende 44. Präsident der Vereinigten Staaten. "Mit dem heutigen Tag müssen wir anfangen, uns alle am Riemen zu reißen und die Ärmel hochzukrempeln."

Der fünftjüngste Präsident in der Geschichte der USA nannte als deutliche Zeichen der Krise die Probleme auf dem Immobilienmarkt, die wachsende Arbeitslosigkeit sowie die Mängel des Gesundheitswesens: "Häuser und Arbeitsplätze gingen verloren, Unternehmen wurden geschlossen. Unsere Gesundheitsversorgung ist zu teuer, unsere Schulen sind nicht gut genug, und jeder Tag bringt den neuen Beweis dafür, dass die Energien, die wir nutzen, unseren Planeten bedrohen." Genauso bedrohlich sei "das schwindende Selbstbewusstsein quer durch unser Land, die nagende Angst, dass Amerikas Niedergang nicht aufzuhalten ist und dass die nächste Generation ihre Erwartungen herunterschrauben muss". Dies allerdings werde nicht eintreten.

Obama kündigte gegenüber der muslimischen Welt einen "neuen Weg nach vorne" an, der begründet sei auf "gemeinsamen Interessen und gegenseitigem Respekt". Zu Regierungen, die sich mit "Korruption, Betrug und der Unterdrückung abweichender Meinungen an der Macht hielten, seien auf "der falschen Seite der Geschichte". Aber Amerika strecke die Hand zu jenen aus, "die bereit sind ihre Faust zu öffnen." Die "Nation sei im Krieg gegen ein weitreichendes Netzwerk von Hass und Gewalt", betonte Obama. Die Wirtschaft sei geschwächt, als Folge von Gier und Verantwortungslosigkeit einiger weniger, "aber auch wegen unseres kollektiven Versagens, harte Entscheidungen zu treffen und das Land auf ein neues Zeitalter vorzubereiten".

Er ermahnte seine Landsleute, die amerikanischen Ideale nicht aufzugeben. Amerikas Gründungsväter hätten "mit ihrem Blut" die Demokratie sowie Bürger- und Menschenrechte erkämpft, die es zu erhalten gelte, sagte Obama. "Wir weisen die Wahl zwischen Sicherheit und unseren Idealen zurück", sagte er. Amerikas Ideale leuchteten noch immer in der Welt. "Und so sage ich zu allen Völkern und Regierungen, die heute hier zusehen, (...) Amerika ist ein Freund jeder Nation und jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes, die nach einer Zukunft in Frieden und Würde suchen - wir sind wieder bereit zu führen".

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