Das Innenministerium hat 2008 fast 50 Prozent mehr Waffenscheine für Pistolen und Kleinfeuerwaffen ausgestellt als im Jahr zuvor. Doch nicht nur die Sicherheitslage hat sich im Land verschlechtert.

Islamabad. "Walther, Beretta, Glock" - der Anwalt Mohsin Sha schaut auf seine Liste. Der 32-Jährige will neue Waffenscheine beantragen. Auch ein Maschinengewehr Typ AK-47 steht auf seiner Wunschliste. Waffen verkaufen sich derzeit gut in Pakistan. Das Innenministerium hat 2008 fast 50 Prozent mehr Waffenscheine für Pistolen und Kleinfeuerwaffen ausgestellt als im Jahr zuvor. Nicht nur die Sicherheitslage hat sich verschlechtert, seitdem am 25. März 2008 eine demokratische Regierung unter Premier Yousuf Raza Gilani das Militärregime ablöste.

Staatspräsident Asif Ali Zardari, der vor sechs Monaten ins Amt gewählt wurde, ist beim Volk inzwischen fast genauso unbeliebt wie sein Vorgänger, Exgeneral Pervez Musharraf. Zardari ist der Witwer der Ende 2007 ermordeten Politikerin Benazir Bhutto und gilt als zu amerikafreundlich. Seine Regierung ist schwach und inkompetent.

Politische Grabenkämpfe zwischen Parteien und Politikern schwächen den Einfluss der Regierung zusätzlich. Pakistans Wirtschaft ist im Sinkflug, die Inflationsrate auf Rekordhoch. Die Armut nimmt weiter zu, die Wirtschaftskrise ist überall spürbar.

Gestern kam es in Lahore zu gewaltsamen Protesten, weil der Oppositionsführer Nawaz Sharif nach einem Gerichtsentscheid kein Wahlamt mehr bekleiden darf. Der Oberste Gerichtshof in Islamabad verwehrte dem ehemaligen Ministerpräsidenten dieses Recht mit der Begründung, dass er vorbestraft sei. Dabei ging es um Terrorismusvorwürfe im Zusammenhang mit dem Staatsstreich von 1999, in dem Sharif vom früheren Präsidenten Pervez Musharraf gestürzt worden war.

Die Angst geht um, dass die Atommacht Pakistan mit ihren rund 160 Millionen Einwohnern sich auf dem Weg zur Selbstauflösung befindet. Sorge bereitet auch das Erstarken der radikalislamischen Taliban in Pakistan. Mitte Februar bot die Provinzregierung an, im Swat-Tal das islamische Scharia-Recht einzuführen, um sich so einen Waffenstillstand mit den lokalen Taliban-Kämpfern zu erkaufen.

Auch das Verhältnis zum Erzfeind Indien ist brisant, da die Drahtzieher des Terroranschlags in Indiens Finanzmetropole Bombay (Mumbai) im November in Pakistan vermutet werden. Die mächtige pakistanische Armee reagierte auf eine angebliche Kriegsdrohung Indiens mit einer Demonstration militärischer Stärke. Allein das laute Kriegsgetrommel brachte dem gespaltenen Land einen seltenen Moment der Eintracht.