Als wollten sie den israelischen Wahlkampf noch einmal befeuern, haben Hamas-Kämpfer aus dem Gazastreifen gestern wieder zwei Raketen auf Israel...

Hamburg. Als wollten sie den israelischen Wahlkampf noch einmal befeuern, haben Hamas-Kämpfer aus dem Gazastreifen gestern wieder zwei Raketen auf Israel abgefeuert. Diese richteten zwar keinen Schaden an, dürften aber noch unentschlossene Wähler in der Überzeugung bestärkt haben, morgen bei der Parlamentswahl rechtskonservativ zu wählen. Damit steigen die Chancen für den ultrarechten Politiker Avigdor Lieberman, dessen Partei "Israel - unser Haus" in Umfragen stetig zugelegt hat.

Ein Außenseitererfolg, der viele in Israel alarmiert. Der Mann beschimpft die 1,3 Millionen israelischen Araber pauschal als "Gefahr für den Staat" und droht mit Abschiebungen. Früher hat er offen die Bombardierung Irans gefordert. Nicht einmal Ermittlungen wegen Geldwäsche haben ihm geschadet. Sogar die konservative "Jerusalem Post" schrieb, Liebermans rechtsextreme Aussagen seien "wahrhaft besorgniserregend".

Zu einem Sieg dürfte es für den russischen Einwanderer, einen ehemaligen Türsteher, zwar nicht reichen, wohl aber für die Rolle des Königsmachers einer neuen Regierung. Mit den vorhergesagten 20 Sitzen - fast doppelt so viele wie bisher, wird Liebermans Partei drittstärkste Kraft in der Knesset. Damit wird der neue Kabinettschef auf seine Unterstützung angewiesen sein.

Likud-Chef Benjamin ("Bibi") Netanjahu und Außenministerin Zipi Livni von der Kadima-Partei reagierten auf die Popularität Liebermans zuletzt zunehmend nervös. Netanjahu, dessen rechtskonservativem Likud-Block 27 der 120 Parlamentssitze vorhergesagt werden, kündigte bereits an, er wolle Lieberman zu einem wichtigen Minister machen, um keine Wähler an den Rechtsaußen zu verlieren. Auch Livni schloss eine Koalition der Kadima (Vorwärts) mit Liebermans Partei nicht aus, warb aber zugleich vor allem bei arabischen Wählern mit dem Slogan: "Zwei oder drei Sitze mehr, und wir können gewinnen." Die letzte Umfrage vor Öffnung der Wahllokale sah die Kadima bei 24 Mandaten.

Als größter Verlierer der Wahl gilt Verteidigungsminister Ehud Barak. Seine sozialdemokratische Arbeitspartei hatte zuletzt sogar mit einem Wahlslogan dessen hölzerne Ausstrahlung beworben: "Unsympathisch - aber ein Anführer." Bei den Wählern kam das nicht an. Solle es bei den vorhergesagten 14 Mandaten bleiben, wäre das für die Traditionspartei eine Katastrophe.