Der amerikanische Nahost-Sondergesandte George Mitchell will die Palästinenser im Kampf gegen den Waffenschmuggel in den Gazastreifen in die Pflicht...

Ramallah/Gaza. Der amerikanische Nahost-Sondergesandte George Mitchell will die Palästinenser im Kampf gegen den Waffenschmuggel in den Gazastreifen in die Pflicht nehmen. Das sagte Mitchell nach einem Treffen mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Ramallah im Westjordanland. Die Waffenruhe wird unterdessen zunehmend brüchiger. Bei einem israelischen Angriff wurden 18 Palästinenser verletzt; die radikalislamische Hamas feuerte wieder Kassam-Raketen auf Südisrael. Dabei wurde niemand verletzt.

Mitchell rief in Ramallah zu einem "verlässlichen und dauerhaften Waffenstillstand" auf. Er kündigte gleichzeitig an, er wolle die Versorgung des Gazastreifens mit Lebensmitteln und anderen - nicht als Waffen verwendbaren - Gütern verbessern. Nach Ansicht des neuen US-Gesandten soll dabei die Palästinensische Autonomiebehörde, an deren Spitze Abbas steht, eine Rolle spielen. Die Palästinenser im Westjordanland und die Hamas im Gazastreifen sind Rivalen.

Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon rief die internationale Gemeinschaft zu schneller Hilfe für die rund 1,4 Millionen Menschen im Gazastreifen auf. Beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos bezifferte er den Bedarf auf rund 613 Millionen Dollar. Ban, der das Gebiet in der Vorwoche besucht hatte, zeigte sich erschüttert: "Überall, wo ich hinkam, sah ich die dringende Notwendigkeit für humanitäre Hilfe." Am Wiederaufbau das Gazastreifens müsse sich die Weltgemeinschaft beteiligen - auch Israel. Nach Uno-Angaben wurden während des rund dreiwöchigen Krieges rund 1300 Menschen getötet.

Die Gaza-Waffenruhe war am 18. Januar nach einer dreiwöchigen israelischen Militäroffensive jeweils unabhängig voneinander von Israel und der Hamas verkündet worden. Derzeit bemüht sich Ägypten, bei indirekten Verhandlungen mit Abordnungen Israels und der Hamas in Kairo eine Vereinbarung über eine dauerhafte Waffenruhe zu erzielen.

Der israelische Luftangriff verletzte gestern in Chan Junis im Gazastreifen acht Menschen, unter ihnen sieben Kinder. Der achte Verletzte, der sich in lebensbedrohlichem Zustand befinde, sei ein militanter Palästinenser, der zum Zeitpunkt des Angriffs auf einem Motorrad unterwegs war, berichteten Krankenhausärzte. Das israelische Militär identifizierte den 25-Jährigen als den Drahtzieher eines Bombenanschlags, bei dem am Dienstag auf der israelischen Seite des Grenzzauns zum Gazastreifen ein israelischer Soldat getötet worden war.

Mitchell hatte vor seinem Eintreffen in Ramallah in den zwei Tagen zuvor auch die Führungen in Kairo und Jerusalem besucht. Für ihn ist es die erste Reise in die Region seit seiner Ernennung zum Sondergesandten für den Nahen Osten durch US-Präsident Barack Obama. Heute wird der Sondergesandte in der jordanischen Hauptstadt Amman erwartet.