Irans Revolutionsgarden haben ein Schmugglernetz installiert - für Waffenlieferungen an die Hamas.

Hamburg. Der Konvoi aus 17 schwer beladenen Lastwagen kriecht nordwestlich der sudanesischen Hafenstadt Port Sudan auf einer staubigen Wüstenstraße entlang, Richtung ägyptische Grenze. Wie aus dem Nichts heulen plötzlich Kampfbomber über den Mount al-Shaanun heran; israelische F-15 "Raam" mit dem blau-weißen Davidstern am Cockpit und auf den Tragflächen. Binnen Sekunden verwandeln die Raketen der Jets und das Feuer aus den Bordmaschinenkanonen den Konvoi in ein flammendes Inferno. Die Lastwagen explodieren, Metallteile fliegen als tödliche Schrapnelle Hunderte Meter weit. Alle 39 Menschen sterben an Bord - Fahrer und Begleitpersonal. Ein paar Sudanesen am Wegrand werden verletzt.

So etwa muss man sich den israelischen Luftangriff auf einen Konvoi im Sudan vorstellen, über den der amerikanische Sender CBS jetzt berichtete. Der Angriff fand bereits im Januar während der israelischen Militäroperation "Gegossenes Blei" statt. Erst jetzt enthüllten amerikanische Quellen den israelischen Militärschlag im Sudan. In Jerusalem sagte der scheidende Premierminister Ehud Olmert dazu nur, Israels Streitkräfte seien "an nahen und fernen Orten aktiv". "Wir schlagen so zu, dass unsere Abschreckungskraft gestärkt wird."

Sudans Außenamtssprecher Jussif Ali bestätigte den Angriff und sagte, "es wird wohl Israel" gewesen sein. Straßenbauminister Mabruk Mubarak Saleem sagte gegenüber der "Sudan Times": "Eine größere Macht hat kleinere Lastwagen bombardiert, die mit illegalen Waffen beladen waren, und alles verbrannt." Bei dem Luftangriff seien "Sudanesen, Eritreer und Äthiopier" ums Leben gekommen und andere verletzt worden.

"Der israelische Geheimdienst hat offenbar herausgefunden, dass Waffen auf Lastwagen durch den Sudan Richtung Ägypten transportiert wurden. Sie sollten den Sinai durchqueren und nach Gaza in das Hamas-Gebiet geschmuggelt werden", erklärte die amerikanische Quelle gegenüber CBS. "Israelische Kampfflugzeuge führten den Angriff dann aus."

Möglicherweise haben die amerikanischen Regierungsquellen die Sache jetzt enthüllt, weil die ägyptische Zeitung "Al Shorouk" geschrieben hat, der Angriff sei von US-Kampfbombern ausgeführt worden, die in Dschibuti gestartet seien.

Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf den grassierenden Waffenschmuggel in der nahöstlichen Region - vor allem auf die Versorgung der israelfeindlichen Hamas durch ihren großen Verbündeten, den Iran.

Nach einem Bericht des Washington Institute for Near East Policy, einer israelfreundlichen US-Denkfabrik, in der zahlreiche Angehörige der vergangenen amerikanischen Regierungen wirken, hat der Iran ein Netzwerk zum Schmuggel von Waffen in den Gazastreifen installiert. Überwacht würden die Transporte vom Hamas-Hauptquartier im syrischen Damaskus aus. Nach Angaben von Yoram Cohen, einem der beiden Autoren des Berichts, werden die Waffen hauptsächlich von den iranischen Revolutionsgarden, den Pasdaran, geliefert. Ein Teil der Waffen werde in wasserdichte Fässer verpackt und von Schiffen aus ins Mittelmeer geworfen, wo sie von palästinensischen Fischern aufgenommen würden.

Der Großteil jedoch werde weitgehend auf dem Landweg transportiert - auf verschiedenen Routen über den Jemen, Eritrea, Äthiopien - auch über Südafrika - bis in den Sudan, wo die Transporte zusammenliefen. Dann ginge es weiter über Ägypten bis zum Sinai. Durch die Schmuggeltunnel unterhalb des Philadelphi-Korridors an der Grenze gelangten die Waffen in den Gazastreifen, wo sie von der Hamas eingesetzt werden.

Es wird spekuliert, dass der Grund für den dramatischen Schritt der Israelis gewesen sein könnte, dass die zerstörte Waffenlieferung iranische "Fajr-5"-Raketen enthielt. Sie haben eine Reichweite von 75 Kilometern - damit könnte die Hamas den Ballungsraum Tel Aviv angreifen.

Noch während des Gaza-Krieges hatten die damalige US-Außenministerin Condoleezza Rice und ihre israelische Kollegin Zipi Livni ein Abkommen zur Unterbindung des Waffenschmuggels unterzeichnet. Ein ähnliches Abkommen schlossen die USA vor zwei Wochen mit Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Norwegen, den Niederlanden, Dänemark und Kanada. Es umfasst auch militärische Maßnahmen. Im Mai wird in Ottawa eine internationale Konferenz abgehalten werden, bei der es um Möglichkeiten geht, die iranischen Waffenlieferungen an die Hamas zu unterbinden. Direkt anschließend wird in Washington dazu eine militärische Planübung veranstaltet werden.