Verletzt? - Die CIA glaubt: Der Diktator war im Gebäude, das am Donnerstag zerstört wurde

Washington. Amerikanische Geheimdienste sind recht optimistisch, dass sich Saddam Hussein und seine beiden Söhne Kusai und Udai in dem Bunker aufhielten, den US-Streitkräfte in den frühen Morgenstunden des 20. März bombardierten. Der im Süden der irakischen Hauptstadt in einem Wohngebiet gelegene Bunker wurde auf Befehl von US-Präsident George W. Bush mit mehreren Cruise Missiles und Bomben beschossen. Nach einer Meldung der "Washington Post", bestätigten hohe US-Beamte: "Die Beweise, die wir in Händen halten, deuten darauf hin, dass er im Gebäude war, als wir es zerstörten." Bei der CIA versucht man nun, Belege dafür zu finden, ob Saddam ums Leben kam, schwer verletzt wurde oder doch entkam. Ein Informant bei der CIA: "Es gibt Beweise, dass er (Saddam) zumindest verletzt wurde, da nach dem Angriff dringend medizinische Hilfe für den Diktator angefordert wurde." Auch über den Zustand der Söhne Kusai und Udai, die wichtige Positionen in der Regierung halten, wurde zunächst nichts Genaues bekannt. Experten halten es aber für "sehr unwahrscheinlich", dass jemand solch einen massiven Angriff unverletzt überstanden hat. Das behauptete gestern allerdings der irakische Informationsminister Mohammed Saeed El Sahaf: "Er und seine Familie sind wohlauf. Sie sind in Sicherheit." Unterdessen versuchen Fachleute von CIA, NSA und anderen US-Geheimdiensten herauszufinden, ob die Fernsehansprache nach dem Beginn der US-Militäraktionen wirklich von Saddam Hussein oder von einem seiner Doppelgänger gehalten wurde. Laut CIA-Berichten hatte Saddam bereits während der letzten Tage mehrere Erklärungen für den Kriegsfall im Staatsfernsehen, das seinem Sohn Udai gehört, aufzeichnen lassen. Da der angebliche Saddam im Fernsehen von der schändlichen Aggression "im Morgengrauen" sprach, glaubt man, dass die Ansprache erst nach den US-Angriffen aufgezeichnet wurde. Bei der Bestimmung der Identität des Sprechers ist man sich allerdings uneins. Während CIA-Experten nach mehreren Vermessungen und Vergleichen des Gesichts und Stimmanalysen zu dem Ergebnis kommen, dass es sich wirklich um Saddam handelt, ist Parisoula Lampsos, eine langjährige Geliebte des Diktators, sicher, dass es eines seiner zahlreichen Doubles ist. Das US-Verteidigungsministerium hält große Stücke auf die Aussage von Lampsos, seit diese dort einen Lügendetektortest über ihre enge persönliche Beziehung zu Saddam bestand. Der Angriff auf den Bunker war bei der letzten Besprechung der Kriegspläne am Mittwoch im Oval Office heiß zwischen George W. Bush, CIA-Chef George Tenet und Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsrates diskutiert worden. Während Tenet unbedingt zuschlagen wollte, weil er sicher war, dass die Informationen über den Aufenthaltsort Saddams "verdammt gut" seien, hatten andere im Raum ihre Zweifel, weil sie eine Falle befürchteten. Bush entschied nach mehr als drei Stunden Beratung: "Let's roll." (Los geht's!).