Unicef-Botschafter in Hamburg: “US-Regierung hat keine reinen Hände mehr“

Hamburg. Der Krieg wird nicht zu Ende sein, auch wenn der letzte Schuss gefallen ist. Darin waren sich der britische Schauspieler Sir Peter Ustinov und der US-Entertainer Harry Belafonte gestern in Hamburg einig. Die beiden Unicef-Botschafter warben um Spenden für die Kinder im Irak und übten dabei scharfe Kritik an der englischen und amerikanischen Regierung. "Die US-Regierung hat keine reinen Hände mehr, weil sie teilhat am Leid der Kinder in aller Welt, und das aus wirtschaftlichen Interessen", sagte Belafonte. Ustinov meinte, die Demokratie auf der ganzen Welt habe Schaden genommen, denn die Regierenden aus Amerika, Großbritannien und Spanien hätten den mehrheitlichen Friedenswunsch der Weltbevölkerung ignoriert. Ustinov rief dazu auf, weiter zu demonstrieren: "Irgendwann können sich die Politiker nicht mehr dagegen wehren, die Menschen auf der Straße wahrzunehmen." Wie man jetzt mit dem "undemokratischen Verhalten" von England und Amerika umgehen solle, das sei eine der größten Aufgaben der UNO in Zukunft, sagte Belafonte: "Amerika hat es nicht geschafft, diese so wertvolle Organisation zu zerstören." Auch vor persönlicher Kritik an George W. Bush machte der 76 Jahre alte Amerikaner nicht halt: "Bush gibt sich messianisch, das ist gefährlich und nicht glücklich, diese Einstellung ist ein Teil des Problems." Die Irak-Frage sei zu facettenreich, als dass man sie nur mit Gewalt beantworten könnte. Ustinov ergänzte: "Amerika ist mit all seiner Forschung und Waffentechnik sehr modern, aber sehr altmodisch im Gehirn." Die Rolle von Deutschland, Frankreich und Russland im UNO-Sicherheitsrat wurde von den populären Entertainern gelobt. "Es ist gerade von den Deutschen erstklassig, dass sie die ganze Zeit schon den Krieg abgelehnt haben", sagte Belafonte. Deutschland habe damit moralische Stärke bewiesen und sei damit zum Vorbild von Millionen von Menschen geworden. Das Verhalten der Briten im Sicherheitsrat hingegen sei das eines "schlechten Verlierers", sagte Ustinov. Auch die Medien der Insel verschonte er nicht: "Ich bin enttäuscht über die englische Presse, gestern wurde Chirac noch mit einem Wurm verglichen und heute schon mit Saddam Hussein, das ist einfach schlechter Stil." Die Frage, ob jetzt ein "Flächenbrand" zu erwarten sei, verneinte Ustinov, allerdings werde der Krieg nicht vorüber sein, "wenn wir es wollen. Denn ein Krieg hinterlässt immer eine unangenehme Visitenkarte." Als Beweis verwies er auf russische uranverseuchte Panzerwracks, auf denen Kinder spielten, oder das in Kambodscha verwendete Giftgas "Agent Orange". Der Krieg gehe weiter und weiter, sagte der 81-Jährige. Aufgeben wollen Belafonte und Ustinov hingegen nicht. Der US-Entertainer plant eine Reise in den Nahen Osten, um sich vor Ort umzuschauen. Der Brite Ustinov folgt bei seiner Arbeit für Unicef ganz dem Prinzip, dass auch wenig helfe: "Meine Arbeit ist nicht wie ein Tropfen auf den heißen Stein, sondern wie ein Tropfen in den Ozean, und dort bleibt er erhalten." Gerade eine Hilfsorganisation wie Unicef mache die UNO so wichtig. Was Belafonte sich wünscht? "Dass irgendwann der Punkt kommt, an dem endlich die Vernunft die Grundlage politischen Handelns geworden ist."