Es bleibt bei der vollen Sparsumme von 3,5 Millionen Euro. Der Betrag soll allerdings zeitlich gestreckt bis zum Jahr 2014 werden.

Uhlenhorst. Es war kurz nach 23 Uhr, als das Altonaer Museum gerettet war - zumindest vorerst. Da präsentierte Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) den "Preis", den der Senat für den Verzicht auf die Schließung des Traditionshauses zum 1. Januar 2011 forderte: Es bleibt bei der vollen Sparsumme von 3,5 Millionen Euro für die Stiftung Historischer Museen - allerdings zeitlich gestreckt bis 2014.

Ein harter Brocken für Kirsten Baumann, designierter Alleinvorstand der Stiftung, aber nach kurzem Bedenken stimmte sie, wie die anderen Kulturschaffenden, dem Vorschlag zu. "Ich bin froh, dass wir eine Streckung des Prozesses erreichen konnten", sagte Baumann später. Damit war die dickste Kuh vom Eis, eine gewisse Entspannung bei den 28 Frauen und Männern, die seit 20 Uhr im Gästehaus des Senats zusammensaßen, machte sich breit.

+++ Interview mit Kutursenator Reinhard Stuth +++

Zuvor war es ein bisschen zugegangen wie bei Tarifverhandlungen: Der Senat hatte eine Auszeit genommen, um die Kompromisslinie festzuzurren. Die Senatoren Christa Goetsch (Schule), Anja Hajduk (Stadtentwicklung, beide GAL), Carsten Frigge (Finanzen) und Reinhard Stuth (Kultur, beide CDU) sowie Ahlhaus benötigten eine Viertelstunde, um den Museums-Knoten zu durchschlagen.

Es war der Abend des Christoph Ahlhaus: Der Bürgermeister leitete die Verhandlungen, bündelte unterschiedliche Ideen und fasste zusammen. Zu Beginn hatte Ahlhaus deutlich gemacht, dass er an konkreten Ergebnissen interessiert sei. Er verstehe den Unmut, die die Sparbeschlüsse in der Kulturszene ausgelöst hätten. Aber er betonte, dass für den Senat ein Verzicht auf Kürzungen nicht infragekomme.

Ahlhaus' offene Art der Gesprächsführung wurde belohnt. Fast alle Kulturschaffenden erkannten die prinzipielle Sparnotwendigkeit an, aber viele beklagten den Umgang mit ihnen. Denn zunächst waren die Sparbeschlüsse ja ohne jede Diskussion über sie gekommen. "Es gab Zusagen, die nicht eingehalten wurden", sagte Joachim Lux, der Intendant des Thalia-Theaters. "Wir fühlten uns nicht ernst genommen. Die Arbeit wurde nicht anerkannt."

Das war auch eine Kritik am zuständigen Senator. Stuth hatte sich bis zuletzt unbeeindruckt von den Protesten gezeigt und noch am Mittwochnachmittag den Erhalt des Altonaer Museums als "ohne Realisierungschance" bezeichnet. Teilnehmern fiel auf, dass sich Stuth auffällig zurückhielt. So war es Ahlhaus, der als Vertrauensbildner Punkte sammeln konnte.

Gewinnerin des Abends war Hella Schwemer-Martienßen. Die Bücherhallen-Direktorin kam mit einem eigenen Sparvorschlag - 500 000 Euro statt 1,5 Millionen Euro. Bei einem höheren Betrag müsse sie Standorte schließen. Genau das wollte der Senat nicht und akzeptierte deswegen den Vorstoß. Jack Kurfess, Geschäftsführer des Schauspielhauses, verließ mit der Zusage einer Streckung der Sparvorgaben das Gästehaus. Und: Sollte ein neuer "Intendant mit Strahlkraft" (Ahlhaus) finanzielle Forderungen für neue Projekte stellen, will sich der Senat nicht von vornherein verschließen. So viel Verständnis zwischen Senat und Kultur war lange nicht.