Das Altonaer Museum ist gerettet, jetzt sind die Bürger gefordert.

Das Altonaer Museum ist gerettet. Das haben die Bürger dieser Stadt der Politik unter Protest abgerungen. Spät, aber nicht zu spät, hat Bürgermeister Ahlhaus erkannt, dass es äußerst unklug und am Ende vielleicht sogar selbstmörderisch wäre, Senatsentscheidungen gegen den Willen einer stetig wachsenden Zahl von Menschen durchzusetzen.

Mit 60 000 Protest-Unterschriften innerhalb von vier Wochen hat sich Hamburg als Bürgerstadt eindrucksvoll wiederentdeckt. Angesichts des Dilettantismus, mit dem der jetzt völlig demontierte Kultursenator eine Museumsschließung auf Biegen und Brechen durchsetzen wollte, die in Wahrheit nichts gespart, aber vieles zerstört hätte, ist das ein Sieg der Vernunft. Aber ist es auch ein Grund zum Jubeln?

Nüchtern betrachtet ist die kulturpolitische Lage jetzt zwar entschärft, die Probleme der Museen aber sind die alten geblieben: Die Stiftung Historische Museen Hamburg, zu der auch das Altonaer Museum gehört, muss nun zwar nicht auf einmal, dafür aber in jährlich steigenden Margen den Sparbeitrag von 3,5 Millionen Euro erbringen. Unter diesen finanziellen Rahmenbedingungen wäre es vermessen, sensationelle Sonderausstellungen und Events zu erwarten, die mit der kommerziellen Freizeitkultur konkurrieren können.

Aber sind Events tatsächlich die Aufgabe, um die es gehen soll? Museen müssen sich künftig noch stärker um eine zeitgemäße Präsentation bemühen, aber sind nicht nur Ausstellungsagenturen, sondern das kulturelle Gedächtnis unserer Gesellschaft. Könnte es nicht sein, dass es manchem Besucher, der das Altonaer Museum als verstaubt bezeichnet, einfach an der Bereitschaft mangelt, sich auf die dort präsentierten Zeugnisse einer langen Geschichte einzulassen? Vielleicht müssen viele, die allzu sehr durch virtuelle Erlebnisse geprägt werden, erst wieder lernen, welche Faszination die Begegnung mit einem Original bedeuten kann, das von Geschichte, von Schicksalen, von gelebtem Leben zeugt.

Der enorme Besucheransturm, den das Altonaer Museum in den letzten Wochen verbuchen kann, zeigt, dass es in Hamburg inzwischen eine Bürgerbewegung gibt, die dieses kulturelle Erlebnis bewahren möchte.

Doch zum Nulltarif lassen sich die Museen nicht erhalten. Wenn der Staat angesichts riesiger Haushaltslöcher zum Kürzen gezwungen ist, müssen die Bürger entscheiden, was ihnen lieb und teuer ist: In Hamburg waren es Bürger, die die Museen im 19. Jahrhundert gegründet haben. Für deren Erhalt im 21. Jahrhundert sind die Hamburger nun erneut in der Pflicht: gewiss als Demonstranten, aber eben auch als Stifter, als Spender, als Mäzene, als Mitglieder von Freundeskreisen - und vor allem als zahlende Museumsbesucher.