Altonaer Museum bleibt vorerst. Zugeständnisse ans Schauspielhaus

Hamburg. Am Ende waren es mehr als 60 000 Unterschriften gegen die Schließung des Altonaer Museums und der gebündelte Unmut der Kulturschaffenden, die dem Hamburger Senat keine andere Wahl ließen. Nach mehr als vierstündiger Beratung auf dem Kulturgipfel einigten sich die schwarz-grüne Koalition und die Spitzen der Theater, Museen und Bücherhallen auf einen Spar-Kompromiss im Kulturbereich.

Die Kürzungsauflage für die Stiftung Historische Museen wird zeitlich gestreckt. Der volle Sparbeitrag von 3,5 Millionen Euro muss erst 2014 statt schon im kommenden Jahr erbracht werden. Im Gegenzug muss das Altonaer Museum seine Türen nicht zum 1. Januar 2011 schließen. "Ich bin erleichtert", gestand Museumsdirektor Torkild Hinrichsen, der zur Symbolfigur des Protests geworden war, am Tag danach. Aber: Ob doch noch eines der historischen Museen geschlossen werden muss, ist derzeit offen. Bis zum 1. April soll ein neues Gesamtkonzept für die Museen zur Geschichte der Stadt und der Region entwickelt werden.

Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU), der zum Kulturgipfel eingeladen hatte, war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. "Wir waren uns einig, dass die für den Kulturstandort Hamburg schädlichen Debatten der vergangenen Wochen beendet sein müssen, um das Image und den Ruf Hamburgs nicht zu schädigen", betonte Ahlhaus. Er hoffe, dass es nun "zu einer neuen Form der Kommunikation zwischen den Kulturschaffenden und der Politik kommt".

Der Senat will auch den Spardruck auf das Deutsche Schauspielhaus mindern. Die volle Sparrate von 1,2 Millionen Euro muss erst in der Spielzeit 2013/14 erwirtschaftet sein. Und: Sollte ein neuer "Intendant mit Strahlkraft" (Ahlhaus) finanzielle Forderungen für neue Projekte stellen, ist Schwarz-Grün gesprächsbereit. Den einzigen unmittelbaren Spar-Nachlass erreichten die Hamburger Öffentlichen Bücherhallen, deren Sparquote von 1,5 auf 0,5 Millionen Euro sinkt. Direktorin Hella Schwemer-Martienßen überzeugte den Senat davon, dass sich nur so Standort-Schließungen vermeiden ließen.

Ahlhaus hatte schon zu Beginn des Treffens im Gästehaus des Senats an der Außenalster betont, dass ihm an konkreten Ergebnissen gelegen sei. Und der Bürgermeister war es auch, der die Kompromissfindung vorantrieb. Dagegen hielt sich der fachlich zuständige Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) deutlich zurück. Stuth hatte noch kurz zuvor für Verwirrung gesorgt, weil er den Erhalt des Altonaer Museums als "ohne Realisierungschance" bezeichnet hatte.

Im Abendblatt-Interview zeigte sich der Kultursenator mit dem Ergebnis des Gipfels dennoch zufrieden. "Es ist doch eine gute Nachricht, dass es möglich geworden ist, die Frage des Altonaer Museums neu zu bewerten", sagte der Senator. Forderungen nach einem Rücktritt wies Stuth zurück. "Heute sehen wir, dass sehr wohl Kürzungen möglich sind, sogar in der von uns vorgesehenen Höhe, wenn man den Betrag streckt. Insofern fühle ich mich nicht widerlegt", so der CDU-Politiker.

Die SPD-Opposition erhob schwere Vorwürfe gegen Stuth. "Der Kultursenator ist bis auf die Knochen blamiert. Er hat Hamburgs Kultur in den vergangenen Wochen schwer geschadet", sagte die SPD-Kulturpolitikerin Dorothee Stapelfeldt. Am Abend zogen rund 2000 Demonstranten trotz des Kompromisses von der Zentralbibliothek vom Hühnerposten am Hauptbahnhof zur Kulturbehörde.