Die Schäden in New York werden nach dem Sturm “Irene“ auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt. Derzeit zittert Kanada vor dem schweren Unwetter.

Miami/New York/Washington. New York atmet nach dem Wirbelsturm „Irene“ auf und ist dabei die Schäden des schweren Unwetters zu beseitigen. An der nordamerikanischen Ostküste hat das große Aufräumen begonnen. US-Medien zufolge waren auch am Montag noch tausende Straßen überflutet, auch die Stromversorgung sei noch nicht vollständig wieder intakt. Bei den gewaltigen Unwettern an der US-Küste sind in mehr als zehn Staaten mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Die Schäden gehen in die Milliarden. Die Metropole New York kehrte einen Tag nach "Irene" nun langsam zur Normalität zurück. Weiter nördlich kämpfte in Neuengland und im Süden Kanadas die Bevölkerung noch mit tosenden Fluten und Windböen.

In den kanadischen Provinzen Quebec und New Brunswick waren am Montag mehr als 250.000 Menschen ohne Strom, berichteten örtliche Medien. Auch die zweitgrößte Stadt des Landes, Montreal, lag zeitweise im Dunkeln. Dort waren mehrere Bäume umgestürzt. Der Flugverkehr wurde teilweise eingestellt. In der östlichen Provinz Nova Scotia riet die Katastrophenschutzbehörde den Menschen, sich gut vorzubereiten und Lebensmittel für drei Tage bereit zu halten.

+++ Info: Die jüngsten Wirbelstürme +++

„Irene“ war am Sonnabend als Hurrikan mit Windgeschwindigkeiten bis zu 140 Stundenkilometern im Bundesstaat North Carolina auf Land gestoßen und begann von dort seinen 1800 Kilometer langen Zug in den Norden. Zwar schwächte er sich im Verlauf des Wochenendes zum Tropensturm ab und war letztlich nicht so gefährlich wie von Experten vorausgesagt, dennoch zeigte er mit entwurzelten Bäumen, umgestürzten Strommasten und herumgewirbelten Trümmerteilen erhebliche Zerstörungskraft.

Die Millionenstadt New York, die „Irene“ am Sonntag streifte, kam glimpflich davon. 370.000 Einwohner, die auf Geheiß von Bürgermeister Michael Bloomberg ihre Wohnungen in tieferliegender Gegenden der Stadt verlassen sollten, konnten zurückkehren. U-Bahnen und Busse nahmen mit zunächst eingeschränktem Fahrplan wieder den Betrieb auf.

An den Flughäfen sollten wieder Flugzeuge landen und starten können. Am Dienstag wollten die Airports wieder den Normalbetrieb aufnehmen. Die Lufthansa erwartete bei US-Flügen keine Probleme mehr. Alle Strecken würden wieder normal geflogen, sagte ein Sprecher. Geschäfte und Museen sollten am Montag in New York wieder aufmachen.

+++Hier sehen Sie, wo sich "Irene" gerade befindet+++

Nördlich von New York im Staat Vermont waren hunderte Straßen gesperrt, berichtete der Sender CNN. Die reißenden Fluten hätten in einigen Häusern die Fundamente weggespült, Brücken stürzten ein. Manche Orte seien komplett überschwemmt worden. Eine Frau sei von den Fluten weggerissen und bislang nicht gefunden worden, sagte Gouverneur Peter Shumlin dem Sender.

Präsident Barack Obama warnte die Amerikaner vor einem zu schnellen Aufatmen: „Ich will unterstreichen, dass die Auswirkungen des Sturms noch für einige Zeit zu spüren sein werden.“ Die Überflutungen in vielen Bundesstaaten seien lebensgefährlich und die massenhaften Stromausfälle würden eine Rückkehr zum Normalzustand verzögern. North Carolinas Gouverneurin Beverly Perdue sagte, der Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur könne zwei Monate dauern.

Die Versicherungen könnten nach aktuellen Schätzungen mit einem blauen Auge davonkommen: Experten schätzen die versicherten Schäden auf 2,6 bis 7 Milliarden Dollar (bis zu 4,82 Milliarden Euro). Dagegen könnte die Gesamtschadenssumme an der US-Ostküste bei bis zu 20 Milliarden Dollar liegen.

Die meisten Menschen starben in den Bundesstaaten North Carolina und im benachbarten Virginia. In der gesamten Region waren zeitweise mehr als vier Millionen Menschen ohne Strom. Der Sender NBC Washington berichtete, einige Städte im Norden der Ostküste müssten noch einige Tage ohne Strom auskommen.

An der ganzen Ostküste waren hunderte Teams der Stromversorger unterwegs, um Kabel zu flicken – Die noch oberirdisch an Holzmasten verlegten Leitungen sind ein leichtes Opfer für Stürme.

Lesen Sie die aktuellen Entwicklungen zu Tropensturm "Irene" im Liveticker:

13.36 Uhr: Der öffentliche Nahverkehr in New York nimmt nach und nach seinen Betrieb wieder auf. Doch die meisten U-Bahnlinien fahren noch immer nicht oder verkehren nach eingeschränktem Fahrplan. Gleiches gilt für Busse und Fernverkehrszüge. An den Flughäfen JFK und Newark landen seit 6 Uhr Ortszeit wieder Maschinen, erste abgehende Flüge sollen ab Nachmittag möglich sein.

12.49 Uhr: Am Tag nach dem Tropensturm "Irene“ haben an der Ostküste der USA die Aufräumarbeiten begonnen. Über 6.000 Mitarbeiter der Elektrizitätswerke sind damit beschäftigt, die Stromversorgung für Millionen Haushalte wieder herzustellen.

11.15 Uhr: Nach den Flughafensperrungen wegen "Irene“ sind am Montag wieder Flüge vom Frankfurter Flughafen mit Zielen an der US-Ostküste gestartet. Um 12 Uhr deutscher Zeit sollten die Flughäfen in New York, Boston und Philadelphia wieder für ankommende Flugzeuge geöffnet werden, sagte ein Sprecher des Frankfurter Flughafens. Erste Abflüge in Richtung Frankfurt sollten ab 18 Uhr deutscher Zeit starten.

11.08 Uhr: Der Direktor des kanadischen Hurrikan-Zentrums, Chris Fogarty, warnte vor möglichen Überschwemmungen und Windschäden im Osten des Landes. So sei etwa für Québec mit schweren Regenfällen zu rechnen, sagte er. Bereits am Sonntagnachmittag waren dort mindestens 180.000 Haushalte ohne Strom. Starke Winde und hohe Wellen wurden in den Provinzen Nova Scotia und New Brunswick erwartet.

8.25 Uhr: Das auf Schätzungen von Naturkatastrophen spezialisierte Unternehmen Kinetic Analysis geht davon aus, dass die versicherten Schäden bei rund 2,6 Milliarden Dollar liegen werden. "Irene“ könnte für die Versicherer relativ glimpflich ausfallen, sagte Kinetic-Forschungschef Charles Watson der Nachrichtenagentur Bloomberg. Aussagen von den Versicherern selbst zu den Kostenschätzungen gibt es noch nicht. Die von Naturkatastrophen traditionell am stärksten betroffenen Rückversicherer wie die Munich Re, die Hannover Rück oder die Swiss Re brauchen bei Großschäden meistens ein paar Tage, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

7.41 Uhr: Die US Open der Tennisprofis in New York können am Montag wie vorgesehen beginnen. Die Schäden an der Anlage in Flushing Meadows seien nur minimal, teilten die Veranstalter mit. Die Organisatoren gaben vor dem ersten Turniertag lediglich kleine Änderungen am Spielplan bekannt und verschoben den Auftakt auf einigen Plätzen nach hinten. So wird im fast 24.000 Zuschauer fassenden Arthur-Ashe-Stadium der Lübecker Tobias Kamke um 19 Uhr MESZ die erste Partie gegen US-Lokalmatador Mardy Fish bestreiten.

7.35 Uhr: Die Behörden in New York haben angekündigt, das U-Bahnnetz der Millionenmetropole am Montag wieder in Betrieb nehmen zu wollen. Auch die U-Bahn aus Manhattan soll wieder fahren, wenn auch noch nicht so häufig wie gewohnt. Auch die New Yorker Börse kündigte an, am Montag wieder den Handel eröffnen zu wollen.

6.50 Uhr: Die drei New Yorker Flughäfen sollen am Montagmorgen wieder öffnen. Der John F. Kennedy Airport und Newark sollen um 6 Uhr (Ortszeit, 12 Uhr MESZ) und La Guardia eine Stunde später den Betrieb wieder aufnehmen, teilte die Flugbehörde FAA mit. Die Rückkehr zu einem normalen Flugbetrieb ist Fluggesellschaften zufolge aber nicht vor Dienstag zu erwarten. Wegen "Irene" waren mehrere Tausend Flüge gestrichen worden, auch die Lufthansa stellte Verbindungen ein.

6.42 Uhr: Der Tropensturm hat Kurs auf die kanadische Grenze genommen. Wie das Nationale Hurrikanzentrum in Miami am Sonntag mitteilte, erreichte "Irene“ Windgeschwindigkeiten von 80 Stundenkilometern. Demnach bewegte sich der Tropensturm mit einer Geschwindigkeit von 42 Stundenkilometern in nord-nordöstlicher Richtung und befand sich 32 Kilometer südlich der Stadt St. Johnsbury im US-Staat Vermont. Meteorologen zufolge erreicht "Irene“ am Sonntagabend oder am Montag Kanada. Es wurde erwartet, dass seine Wucht später noch unter Tropensturm-Stärke fällt.

6.31 Uhr: Der New Yorker Broadway will nach der deutlichen Abschwächung von Tropensturm "Irene“ am Montag wieder den Betrieb aufnehmen. Das kündigte Elisa Shevitz vom Verband Broadway League am Sonntag an. Als die New Yorker Stadtverwaltung den öffentlichen Nahverkehr angesichts der Gefahr durch "Irene“ stilllegen ließ, wurden für das Wochenende alle Vorstellungen abgesagt. Es war das erste Mal seit einem Stromausfall im Jahr 2003, dass der Betrieb an der berühmten Theater- und Musicalmeile ruhen musste.

6.23 Uhr: "Irene“ hat an der Ostküste der USA wohl geringeren wirtschaftlichen Schaden verursacht als befürchtet. Der versicherte Schaden werde sich vermutlich zwischen zwei Milliarden Dollar (rund 1,38 Milliarden Euro) und drei Milliarden Dollar bewegen, hieß es in einer vorläufigen Einschätzung der Unternehmensberatung Kinetic Analysis. Demnach wird der Gesamtschaden voraussichtlich über sieben Milliarden Dollar betragen. "Irene hat mehreren Gegenden ein blaues Auge verpasst, den wirtschaftlichen K.O.-Schlag hat es aber offenbar nicht gegeben“, erklärte Ryan Sweet von Moody's Analytics.

6.05 Uhr: US-Präsident Barack Obama dhat ie Bevölkerung vor einer vorschnellen Erleichterung gewarnt. Das in Neuengland anhaltende Unwetter und dessen Folgen seien weiterhin sehr gefährlich. "Das ist noch nicht vorbei“, sagte Obama am Sonntagnachmittag (Ortszeit) im Weißen Haus in Washington. Die größten Sorgen bereiteten derzeit die Überflutungen in vielen Bundesstaaten sowie die massenhaften Stromausfälle. "Ich will unterstreichen, dass die Auswirkungen des Sturms noch für einige Zeit zu spüren sein werden. Die Erholung kann Wochen dauern“, sagte er. Der Präsident lobte ausdrücklich das Vorgehen der Behörden, von den Evakuierungen vor dem Sturm bis zu den Aufräumarbeiten danach. „Dieser beispielhafte Einsatz zeigt, wie gut die Regierung auf allen Ebenen auf die Bedürfnisse der Bevölkerungen eingehen kann“, sagte er.

5.58 Uhr: "Irene“ hat weiter an Kraft verloren. Die Windböen erreichten über New England am Sonntag nur noch Geschwindigkeiten von gut 80 Kilometer pro Stunde, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum in Miami mitteilte. Damit hat sich "Irene“ innerhalb weniger Stunden um 16 Kilometer pro Stunde abgeschwächt.

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Mit Material von dpa, rtr und dapd