Die Feuerwehr in Neuseeland glaubt nach dem Erdbeben nicht mehr an Überlebende. Derweil muss sich Christchurch auf heftigen Sturm vorbereiten.

Christchurch. Sechs Tage nach dem schweren Erdbeben in Neuseeland haben die Rettungskräfte die Hoffnung praktisch aufgegeben, in den Trümmern von Christchurch noch Überlebende zu finden. „Es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir lebende Opfer in den eingestürzten Bauten finden“, sagte der Einsatzchef der Feuerwehr, Jim Stuart-Black, am Montag. Als erstes Todesopfer wurde unter großer Anteilnahme ein fünfmonate altes Baby beerdigt.

Unermüdlich waren Rettungsteams mit Spürhunden und Ortungsgeräten weiter im Einsatz, unterstützt von rund 3000 Bewohnern von Christchurch, die mit Schaufeln und Spaten halfen. Doch zuletzt war am vergangenen Mittwoch, einen Tag nach dem Beben, eine Frau lebend aus den Trümmern gerettet worden. Jetzt noch Lebende zu finden, würde an ein „Wunder“ grenzen, sagte Stuart-Black. Bis Montag stieg die Zahl der Toten auf 148, rund 50 Menschen wurden noch vermisst.

In der zweitgrößten Stadt Neuseelands wurde am Montag mit dem fünf Monate alten Baxtor Gowland das erste Erdbebenopfer bestattet. Zu der Zeremonie kamen hunderte Menschen, darunter auch viele Rettungskräfte. Einige der anderen 147 Toten sind bis jetzt nicht identifiziert, weil sie so entstellt sind.

Von seinen schweren Verletzungen und der Todesangst in den Trümmern berichtete der Überlebende Brian Coker. Der 52-Jährige wurde bei dem Beben unter einer einstürzenden Wand begraben und war so schwer verletzt und eingeklemmt, dass er nicht aus den Trümmern gezogen werden konnte. Die Rettungskräfte mussten ihm schließlich beide Beine mit einem Taschenmesser und einer Säge amputieren, um ihn retten zu können. „Eigentlich habe ich mir nur gewünscht, dass ein Nachbeben kommt, damit es endlich vorbei ist“, sagte Coker im Krankenhaus. Er dankte den Rettern jedoch überschwänglich für ihren Einsatz.

ERDBEBEN IN CHRISTCHURCH - EINE AUSTAUSCHSCHÜLERIN AUS HAMBURG BERICHTET

Christchurch drohte am Montag weiteres Ungemach. Die Stadt bereitete sich auf einen schweren Sturm vor, der die Bergungsarbeiten für einige Stunden stoppen könnte. Die Böen des Sturms könnten in Christchurch eine Geschwindigkeit von 90 Kilometern pro Stunde und in der Umgebung von 130 Stundenkilometern erreichen, wie die Wetterdienste vorhersagten.

Der neuseeländische Premierminister John Key plant nach einem Bericht der Zeitung „The New Zealand Herald“ nun eine Spendengala mit Star-Moderatoren wie Oprah Winfrey und David Letterman, um Geld für die Opfer der Katastrophe einzunehmen. Key will für die Aktion demnach auch soziale Online-Netzwerke wie Facebook, den diplomatischen Korps seines Landes sowie internationale Medien einbinden. Das Erdbeben habe „auf ein kleines Land wie Neuseeland verheerende Auswirkungen gehabt, wir denken, dass Menschen in aller Welt ihre Herzen und ihre Brieftaschen öffnen werden für die Menschen in Christchurch“, sagte der Regierungschef dem Sender TVNZ. (afp)