Die Zahl der Todesopfer liegt offiziell bei 113. Allerdings werden noch zahlreiche Menschen vermisst. Diese lebend zu finden, ist unwahrscheinlich.

Christchurch/Wellington. Drei Tage nach dem schweren Erdbeben in Neuseeland schwindet die Hoffnung, weitere Überlebende zu finden. Noch immer werden in der Stadt Christchurch 228 Menschen vermisst, die Behörden glauben jedoch nicht mehr, Menschen noch lebend bergen zu können. Die Zahl der Toten stieg auf 113. 70 Überlebenden waren am ersten Tag nach dem Erdbeben der Stärke 6,3 am Dienstag gerettet worden.

Am Freitag trafen zahlreiche Angehörige der Opfer und Vermissten in Christchurch ein. Sie trafen sich mit Gerichtsmedizinern und Experten für die Identifizierung von Unfallopfern. Sie hätten Fragen zum Identifizierungsprozess gestellt und um die Freigabe der sterblichen Überreste ihrer Angehörigen gebeten, sagte Polizeichef Derek Erasmus nach dem Treffen. Bislang veröffentlichten die Behörden erst sechs Namen von Todesopfern. Bei allen handelte es sich um Einwohner von Christchurch, darunter zwei Kinder.

Nach Angaben der Polizei werden noch bis zu 120 Leichen in den Trümmern eines Gebäudes des Fernsehsenders Canterbury Television vermutet. In dem Gebäude hätten sich auch ausländische Schüler einer Sprachschule aufgehalten. Darunter seien vermutlich Japaner, Chinesen und Philippiner.

Die Rettungsphase gehe nun ihrem Ende entgegen und er bereite sich darauf vor, den Angehörigen der Opfer aus verschiedenen Ländern die "schlimmste Nachricht" zu überbringen, sagte Außenminister Murray McCully. "Wir haben noch die Hoffnung, weitere Menschen retten zu können, aber es wird immer unwahrscheinlicher", sagte Zivilschutzminister John Carter zu Journalisten.

Neuseeländische Polizei schockiert über Kriminalität nach Beben

Die neuseeländische Polizei hat sich schockiert über die Zahl der Betrügereien nach dem Erdbeben in Christchurch gezeigt. Nach Angaben der Sicherheitskräfte vom Freitag berichteten Bewohner der Stadt von Menschen, die mit Warnwesten bekleidet und mit gefälschten Beamtenausweisen ausgestattet von Tür zu Tür gehen, um sich Zutritt zu den Häusern zu verschaffen. Neben Plünderungen und Einbrüchen verzeichnet die Polizei auch zahlreiche Fälle von Randale durch Betrunkene.

Das neuseeländische Verbraucherschutzministerium warnte die Bürger vor betrügerischen E-Mails. In einer Mail, die nach einem offiziellen Spendenaufruf des Roten Kreuzes aussieht, werden die Empfänger zur Angabe ihrer Kreditkartennummer aufgefordert. Eine andere gefälschte E-Mail gibt vor, von der in Großbritannien ansässigen Wohltätigkeitsorganisation Donate4Charity NZ zu stammen. Auch im weit entfernten Ort Kapti auf der Nordinsel machte sich ein Mann das Erdbeben auf der Südinsel zunutze: Er gab sich als Opfer aus und bettelte Eltern vor einer Schule um Spenden an.

„Ich bin offen gesagt angewidert von Leuten, die die Katastrophe als Möglichkeit sehen, Jagd auf verletzliche Menschen zu machen“, sagte Polizeipräsident Russell Gibson dem Sender Radio New Zealand. Nach Polizeiangaben wurden nach dem Beben zwei Männer wegen des Diebstahls von Generatoren angeklagt, die nach dem Stromausfall genutzt wurden. Acht Menschen wurden festgenommen, weil sie eine Absperrung um die Stadt durchbrachen.