Bei Energie Cottbus erwies sich das verstärkte defensive Mittelfeld als Erfolgsgarant. Taktische Flexibilität zeichnet den FC St. Pauli aus.

Cottbus. Vielleicht war es ein Vorteil, dass sich Dennis Daube in der Woche zuvor mit den Gegebenheiten in Cottbus vertraut machen konnte. Um Spielpraxis zu sammeln, war St. Paulis Talent mit dem U-23-Team in die Lausitz gereist und dort mit den Braun-Weißen im Duell der zweiten Mannschaften beim 2:1 erfolgreich gewesen. Er selbst hatte seine Sache gut gemacht. So gut, dass ihm André Schubert am Sonnabend beim Duell der Profis an gleicher Stelle erstmals in dieser Zweitliga-Saison eine Bewährungschance von Beginn an gab.

Nach der 2:3-Heimniederlage gegen Erzgebirge Aue wollte St. Paulis Chefcoach mit dieser Maßnahme nicht nur Daube für seine Leistung in der Reserve und den Einsatz im Training belohnen, sondern auch dem eigenen defensiven Mittelfeld zusätzliche Stabilität verleihen. Ein überaus gelungener Schachzug, wie sich beim 4:1 im Stadion der Freundschaft zeigen sollte. "Für uns war es wichtig, wieder kompakter zu stehen", sagte Schubert, "wenn wir aus dieser Haltung nach vorne spielen, wissen wir, dass wir gefährlich sind."

Mit Daube und Fabian Boll auf der "Doppelsechs" ließ der Coach sein Team im 4-2-3-1-System und damit ein wenig defensiver als sonst agieren. In der Rückwärtsbewegung baute St. Pauli zwei Viererreihen vor dem eigenen Tor auf, gegen die Cottbus zu keinem Zeitpunkt ein geeignetes Mittel fand. Die Hamburger hingegen agierten ruhig und diszipliniert, warteten auf ihre Chancen und nutzten diese effektiv.

DIE AKTUELLE TABELLE

So bewies Daube bereits nach 17 Minuten, dass er nicht nur zum Toreverhindern eingeteilt war, als er mit einer Ecke Sebastian Schachtens Führungstreffer vorbereitete - St. Paulis erstes Tor in dieser Saison per Kopf. "Es hat Spaß gemacht", erklärte Daube nach der Partie. "Der Trainer hat mir vor Kurzem gesagt, dass mein Spiel kommen wird. Als ich erfahren habe, dass ich gegen Cottbus spielen darf, habe ich mich natürlich gefreut." Nach der Partie durfte er sich auch über ein Lob von Schubert freuen: "Dennis Daube ist einer, der auch ein guter Passspieler ist und wenig Fehler macht."

Dass seine Startelf-Premiere mit einem Sieg enden würde, deutete sich spätestens an, als sein Mittelfeldpartner Boll einen Ball abfing, der über Fin Bartels zu Max Kruse gelangte und von diesem kurz vor dem Wechsel mit einem satten Schuss unter die Latte des Cottbuser Tores befördert wurde. Während Energies Fans schon zur Halbzeit mit Pfiffen gegen die eigene Mannschaft reagierten, konnte St. Pauli mit diesem Polster beruhigt in die zweite Hälfte gehen. "Wir wussten, dass, wenn wir ein schnelles Tor machen, hier Unruhe reinkommt. Mit dem zweiten Tor war das dann endgültig der Fall", sagte Boll, "wir sind nur ein wenig genervt, dass wir nicht zu null gespielt haben."

+++ St. Paulis neue Welle: Endgültige Entscheidung naht +++

+++ Großer Wirbel um die Welle +++

+++ So könnte das neue Millerntorstadion aussehen +++

Quasi den einzigen Moment, in dem Schuberts Team seine taktische Formation nicht konsequent hielt, nutzte Cottbus zum Ehrentreffer durch den ehemaligen St.-Pauli-Profi Alexander Ludwig (81.). Zu diesem Zeitpunkt hatte Marius Ebbers allerdings mit dem 3:0 schon mit einem Treffer aus der Drehung für die Vorentscheidung gesorgt (76.). Dem Torjäger war es schließlich auch vorbehalten, mit einem weiteren Kopfballtor nach einer Ecke von Florian Bruns St. Paulis vierten Treffer und damit sein 100. Tor in der Ersten und Zweiten Bundesliga zu erzielen (86.).

Mit letzter Kraft, wie Ebbers später zugab. Die Hitze in Cottbus hatte nicht nur ihm zu schaffen gemacht. Bis zur nächsten Partie haben die Profis nun aber ausreichend Zeit zur Regeneration. Wegen der Länderspielpause muss St. Pauli erst am 17. Oktober wieder zu einem Pflichtspiel antreten. Dann allerdings geht es am Montagabend am Millerntor im Topduell gegen Fortuna Düsseldorf. Die taktische Flexibilität, die Schuberts Team auszeichnet, wird dann erst recht gefragt sein.