Der Fußball lebt von seinen Emotionen. Auf dem Platz wie auf den Tribünen. Es gehört einfach dazu, dass dort gejubelt, geweint, geschimpft und gefeiert wird. Hin und wieder sind allerdings Menschen in den Stadien nicht mehr in der Lage, ihre Gefühle im Zaum zu halten. So wie am Freitag, als beim Spiel des FC St. Pauli gegen Aue erneut ein Fan der Hamburger vor Wut über die Niederlage seines Teams einen Becher in Richtung der Unparteiischen warf und Schiedsrichter Christian Leicher traf. Da es vergangene Saison beim Spiel gegen Schalke einen ähnlichen Vorfall gab, droht St. Pauli nun eine noch härtere Strafe als die damals verhängte Heimspielsperre für eine Partie. Zu Unrecht!

Natürlich müssen die Schiedsrichter geschützt werden. Der FC St. Pauli kann allerdings nichts dafür, wenn ein einzelner, mit Verlaub, Vollpfosten ausrastet. Vielmehr ist es der Verursacher, der für seine dumme Aktion zur Rechenschaft gezogen werden muss. Im aktuellen Fall, bei dem zum Glück niemand verletzt wurde, sollte es mit einem befristeten Stadionverbot getan sein.

Strafen gegen die Vereine verfehlen hingegen ihre erhoffte abschreckende Wirkung. Die Androhung von Geisterspielen ist, wie der Freitag zeigt, sinnlos. Becherwürfe sind nur dann vermeidbar, wenn entweder keine potenziellen Werfer oder Becher mehr auf den Tribüne zu finden sind. Getränkeverzehr nur noch im Umlauf wäre immerhin eine bessere Alternative als meterhohe Fangnetze vor den Augen. Die Fans wollen ja schließlich Fußball gucken. Oder nicht?