St. Pauli trifft nur mit dem Fuß ins Tor. Am 10. Spieltag geht es genau wie damals im Aufstiegsjahr mit 19 Punkten gegen Cottbus.

Hamburg. "Kopfball ist eine Technik insbesondere beim Fußball. Während dort für Feldspieler das absichtliche Berühren des Balles mit Hand oder Arm als regelwidrig geahndet wird, ist das Spielen des Balles mit dem Kopf erlaubt. Ein Kopfball wird insbesondere eingesetzt, um einen halbhoch oder hoch heranfliegenden Ball in Richtung Tor zu befördern."

Aus: Wikipedia

Niemand wird dieser allgemein gängigen Definition des Spiels mit dem herausragenden Körperteil widersprechen wollen, handelt es sich doch um ein international ratifiziertes Fußballgesetz. Und doch ist zumindest der letzte Satz für den FC St. Pauli seit dem Sommer nur noch bedingt zulässig. 19 Tore haben die Braun-Weißen in dieser Saison durch acht Profis erzielt, 18 in der Zweiten Liga plus einen Treffer im DFB-Pokal. Zehnmal mit dem rechten Fuß und neunmal mit dem linken, nie aber mit dem Kopf, da jene dafür zwangsläufig notwendigen halbhoch oder hoch heranfliegenden Bälle unter André Schubert allenfalls noch nach Standardsituationen den Strafraum durchkreuzen. Und selbst da sucht St. Paulis Trainer vermehrt nach Alternativen, um den Ball flach zu halten, lässt Ecken gern kurz ausführen und wandelt den Freistoß in Tornähe von der scharf getretenen Flanke zum Startpunkt für einstudierte Flachpassstafetten oder gleich den direkten Abschluss. Auch im Auswärtsspiel an diesem Sonnabend bei Energie Cottbus (13 Uhr/Sky und Liveticker abendblatt.de) ist das Spielen des Balls mit dem Kopf daher zwar durchaus erlaubt, allerdings weiter nicht erwünscht.

Zumal der Gegner wie geschaffen scheint, um die spieltechnischen Qualitäten St. Paulis in voller Blüte zur Entfaltung kommen zu lassen. Seit vier Spielen warten die Lausitzer bereits auf einen Sieg, die beiden letzten Partien wurden verloren. Mit Abwehrchef Brzenska, Mittelfeldmotor Adlung und den Offensivkräften Sörensen und Kucukovic fehlen gleich fünf potenzielle Stammspieler verletzt, die Sperren von Top-Torjäger Dimitar Rangelov und Roger, einem weiteren Innenverteidiger, verleihen der angespannten Cottbuser Personalsituation dramatische Züge. Es fehlt an Konstanz, Selbstvertrauen und Stabilität. Allein in den vergangenen drei Partien musste die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter Wollitz zehn Gegentore verkraften. Kombinationsstarke Mannschaften wie 1860 München (fünf Treffer) und Fortuna Düsseldorf (vier) feierten gegen Energie berauschende Schützenfeste. Steigt am heutigen Sonnabend das nächste?

Auch wenn der von 2007 bis 2009 am Millerntor beheimatete Mittelfeldspieler Alexander Ludwig und dessen Nebenmann Christian Müller, der vor zwei Jahren bei St. Pauli vorspielte, letztlich aber keinen Vertrag erhielt, mit einer Extraportion Motivation ins Stadion der Freundschaft einlaufen werden, und obwohl die Anreise mit einem fremdverschuldeten Unfall des Mannschaftsbusses unplanmäßig und um eine halbe Stunde verspätet verlief, stehen die Vorzeichen auf Auswärtssieg. Ohnehin bleibt der FC St. Pauli trotz der selbst verschuldeten Punktverluste beim 2:3 gegen Aue auf Kurs. Der Vergleich mit der Aufstiegssaison 2009/10 ist weiter zulässig. Vor zwei Jahren hatten die Hamburger in den ersten neun Spielen 19 Punkte gesammelt. Und wie damals ist am zehnten Spieltag nun Energie Cottbus der Gegner. 1:1 hieß es am 25. Oktober 2009 nach Toren von Kweuke und Max Kruse. Zehn Spiele, 20 Punkte: das Erreichen des Minimalziels für Braun-Weiß würde die Parallele zur Vergangenheit fortführen, ein Sieg die Vorgabe gar übertreffen.

Der Trainer hat längst erkannt, woran es bei der zweiten Saisonniederlage gegen Aue gefehlt hatte: Konzentration, Leistungsbereitschaft, Frische. Schon in Cottbus soll und muss ein Lerneffekt einsetzen. "Wenn wir nicht alle 100 Prozent geben, werden wir in dieser Liga gegen jeden Gegner Probleme bekommen. Wir müssen wieder präsenter und flinker sein. Vor allem mental." St. Pauli in der Lausitz: irgendwie dann doch eine Kopfsache.

Cottbus: Kirschbaum - Bittroff, Schorch, Hünemeier, Ziebig - Banovic, Kruska - Ludwig, Müller, Bittencourt - Fenin.

St. Pauli: Tschauner - Rothenbach, Morena, Thorandt, Schachten - Boll - Schindler, Bruns, Kruse, Bartels - Ebbers.

Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle).