Beim FC St. Pauli hat Trainer André Schubert eine Stammelf geformt, die auch heute am Millerntor gegen Erzgebirge Aue beginnen wird.

Hamburg. André Schubert ist nicht unbedingt bekannt als ruhiger Vertreter seiner Zunft. Während der Spiele des FC St. Pauli explodiert der Trainer des Öfteren und gibt wild gestikulierend seine Anweisungen. Vor dem heutigen Spiel seiner Mannschaft gegen Erzgebirge Aue (18 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) offenbarte der 40-Jährige, dass ihn das einige Anstrengung kostet. "Der Trainerjob wäre richtig klasse, wenn die Spiele nicht wären", sagte er. "Ich würde mich freuen, wenn die Mannschaft zur Halbzeit mal souverän mit 3:0 führt." Unwahrscheinlich, dass Schuberts nicht ganz ernst gemeinte Wunschgedanken in Erfüllung gehen. Dennoch arbeitet er akribisch daran, dass er sich während des Spiels weniger Sorgen machen muss. Die richtigen Spieler dafür hat er jedenfalls gefunden.

Schubert schickte in den letzten vier Spielen jedes Mal eine Startelf aufs Feld, die nur auf höchstens einer Position verändert wurde. Mal war es ein Außenverteidiger, der ausfiel, dann kam Marius Ebbers zurück. Der Grundstock jedoch, die Position des Torhüters, die beiden Innenverteidiger, Fabian Boll als spielender Abräumer vor der Abwehr und die offensive Viererkette, steht fest und ist erfolgreich - ohne Rotation.

"Wenn es gut läuft, die Mannschaft gute Leistungen bringt, dann spricht vieles dafür, es so laufen zu lassen", sagt Schubert. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich etablierte Stammkräfte wie Charles Takyi und Deniz Naki nach ihren Verletzungen erst mal hinten anstellen müssen. Dennis Daube, der in der vergangenen Saison in der Bundesliga einige vielversprechende Ansätze gezeigt hat, kommt nicht recht von der Stelle, und auch Fabio Morena und Ralph Gunesch, erfahrene Profis, müssen sich auf die Zunge beißen. Der Konkurrenzkampf ist aufgrund der Kaderstärke und seiner Ausgeglichenheit groß, und doch hat sich eine erste Elf herauskristallisiert. Das bringt Härtefälle mit sich, aber es funktioniert. Schubert hat sein Team eingeschworen, die Spieler wissen, dass sie sich dem Erfolg unterordnen müssen. Vor dem Sieg in Karlsruhe war zu beobachten, wie alle Spieler sich gegenseitig abklatschten. Der Teamspirit stimmt.

Schubert achtet darauf, dass er sich vor allem bei den Einwechselspielern nicht festlegt. Da bekommt jeder mal eine Chance - und wer sie nutzt, hat auch die Möglichkeit, in die erste Elf zu rutschen. Gute Trainingsleistungen über einen längeren Zeitraum vorausgesetzt. "Es ist gut zu wissen, dass die Spieler, die hintendran sind, Druck machen", sagt Schubert. "Wir haben besprochen, dass jeder Spieler auf sich und seinen Nebenmann achtet. Und wenn wir feststellen, dass jemand eine Auszeit braucht, dann haben wir nicht gleich ein Problem." Für den Moment hat Schubert seine Erfolgself gefunden, auch wenn er die Leistungsfähigkeit noch nicht ausgereizt sieht. "Wir sind ein Stück weiter, aber das ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist. Es gibt immer viel Luft nach oben."

FC St. Pauli: Tschauner - Rothenbach, Sobiech, Thorandt, Schachten - Boll - Schindler, Kruse, Bruns, Bartels - Ebbers.

Aue: Männel - le Beau, Paulus, Klingbeil, Fa. Müller - Schröder, Hensel - Hochscheidt, Kempe, Kocer - König.

Die Fibel, eine Gebrauchsanweisung für St. Pauli

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