Mittelfeldmann Charles Takyi, der lange geschwiegen hat, spricht über den Tod des Vaters, die Nationalelf und seine Pläne mit St. Pauli.

Hamburg. Drei Monate lang hat er in der Öffentlichkeit geschwiegen. Hat sich nicht äußern wollen zu seiner lange Zeit offenen Zukunft. Hat sich auf die Zunge gebissen, als seine schwachen Leistungen in Zusammenhang mit dem Wechseltheater zum FC Augsburg gesetzt wurden, und nahm auch Verletzungen immer wieder kommentarlos hin. "Ich bitte um Verständnis", sagte Charles Takyi gestern und beendete damit sein selbst auferlegtes Redeverbot, "aber das hatte alles seine Gründe."

Vor allem private, wie der 26-Jährige, der am 31. Mai Vater einer Tochter geworden war, verdeutlicht. "Vier Tage bevor ich Vater wurde, starb mein Vater", sagt Takyi mit fester Stimme, "das muss man alles erst mal verarbeiten. Ich hatte mich immer stark genug gefühlt, um zu spielen, und wollte das nicht als Entschuldigung anführen." Denn die Leistungen passten nicht zu seinen eigenen Ansprüchen - und denen der Öffentlichkeit, die dem Hochveranlagten am Millerntor seit jeher mit gesteigerter Erwartungshaltung begegnet. Also schwieg der sensible Techniker und ließ die Kritik reaktionslos auf sich einprasseln. Trainer André Schubert holte seinen Mittelfeldspieler in den ersten drei Partien zwar stets vorzeitig vom Feld, breitete in der Öffentlichkeit aber seine schützende Hand über ihn und gab ihm auch am vierten Spieltag die Chance in der Startelf. Dass Takyi in Bochum erneut nach 60 Minuten den Platz verließ, war allerdings weniger seiner Leistung geschuldet. Der Deutsch-Ghanaer hatte aufsteigende Tendenz nachgewiesen, bis ihn der Riss der Peroneus-Sehne im Fuß stoppte. Ein weiterer Rückschlag nach einigen kleinen Verletzungen. "Die Vorbereitung war ohnehin kurz, aber meine war noch kürzer. Für mich ging es sehr schwerfällig in die Saison."

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Und beinahe noch nach Augsburg, wie er bestätigt: "Aber es ging mir einzig darum, in der Bundesliga zu spielen, um meine Chance auf einen Einsatz in der Nationalmannschaft Ghanas zu wahren, und nicht, um hier wegzugehen", sagt Takyi und verliert ein wenig die Fassung: "Ich habe hier super Fans, hatte und habe tolle Trainer, die mich unterstützt haben, eine intakte Mannschaft, ich habe hier große Erfolge gefeiert. Weshalb sollte ich hier wegwollen? Es waren rein sportliche Gründe, die ausschlaggebend gewesen wären."

Takyi spricht im Konjunktiv, der Wechsel kam nicht zustande. Er will in Hamburg sein Glück suchen: "Stand jetzt werde ich auch im Winter nicht wechseln." Es sei nun ein guter Zeitpunkt, um einen Schlussstrich unter die letzten Wochen zu ziehen. Die sprachlose Zeit habe er "genutzt, um klar zu werden". Nach der privaten Achterbahnfahrt der Gefühle, Leistungslöchern und Verletzungen will er wieder sportliche Akzente setzen. Das Selbstbewusstsein scheint keinen Schaden genommen zu haben. "In ein paar Tagen bin ich schmerzfrei und werde mich anbieten." Dass die starken Leistungen der Konkurrenten den Weg in die Startelf nicht zum Selbstgänger machen, ist ihm klar, "aber es ist doch schön, in eine funktionierende Mannschaft zu kommen und diese vielleicht noch ein bisschen besser zu machen". Die Zeit des Schweigens ist vorbei.