Mit dem 2:0 beim KSC, dem sechsten Erfolg des FC St. Pauli in dieser Saison, behauptet der Klub seine Spitzenposition in der Zweiten Liga.

Karlsruhe. Während der HSV einen Weg aus der Krise sucht, ist die Nummer zwei der Hansestadt weiter auf Erfolgskurs. Der FC St. Pauli gewann am Montagabend sein Auswärtsspiel beim Karlsruher SC mit 2:0 (1:0) und rangiert damit punktgleich mit Tabellenführer Greuther Fürth auf Rang zwei der Zweiten Liga. Florian Bruns mit einem tollen Freistoß (17.) und Marius Ebbers nur 17 Sekunden nach Beginn der zweiten Hälfte erzielten die Treffer für die Braun-Weißen, die einen weiteren überzeugenden Beweis ihrer Formstärke ablieferten. "Wir haben gegen eine Spitzenmannschaft verloren, da müssen wir uns nicht schämen", beschrieb KSC-Präsident Ingo Wellenreuther die Kräfteverhältnisse.

Besonders erfreulich neben den drei Punkten: Ebbers spielte nach seinem Halbzeiteinsatz gegen 1860 München erstmals nach seiner Schulterluxation wieder von Beginn an und befindet sich nicht nur wegen seines Treffers auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Auf der Bank mussten dafür mit Mahir Saglik und Petar Sliskovic die beiden Neuzugänge Platz nehmen. Sliskovic war nach seinem Hexenschuss eigentlich gar nicht für den Kader vorgesehen gewesen. Weil jedoch Rouwen Hennings wegen privater Probleme die Reise nach Karlsruhe kurzfristig nicht antreten konnte, setzte sich der Kroate am Montagmorgen in den Flieger und reiste der bereits am Sonntag in Richtung Süden aufgebrochenen Mannschaft hinterher.

Als offensiver Notnagel musste der von Mainz 05 ausgeliehene Stürmer nach seiner Einwechslung in der 73. Minute allerdings nicht herhalten, weil seine Mannschaftskollegen gegen zugegeben schwache Karlsruher auch ohne ihn ein ums andere Mal gefährlich vor dem gegnerischen Tor aufgetaucht waren. St. Paulis Sieg ging daher vollkommen in Ordnung, obwohl die Hamburger in der ersten Halbzeit mehrfach im Glück waren. So fälschte Torhüter Philipp Tschauner bereits nach wenigen Sekunden einen Buckley-Schuss an den Pfosten ab, ein Abwehrversuch von Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach landete später auch zum Entsetzen von Florian Lechner am Querbalken.

Lechner, in der vergangenen Saison noch für St. Pauli aktiv, spielt mittlerweile für den KSC und ist dort auf Anhieb Stammspieler. Vor der Partie hatte er seine ehemaligen Mannschaftskameraden noch in deren Stuttgarter Mannschaftshotel besucht. Im Spiel würden jedoch alle Freundschaften ruhen, kündigte der Außenverteidiger an und verlieh gleichzeitig seiner Hoffnung Ausdruck, dass sein neues Team nach vier Niederlagen in Folge einen frühzeitigen Rückstand vermeiden könnte.

Zumindest in der ersten Viertelstunde war dieses Ansinnen auch von Erfolg gekrönt, Karlsruhe war durch den Pfostentreffer sogar näher am Führungstreffer als die Hamburger. Nachdem dann allerdings Bruns den Bundesliga-Absteiger in Führung gebracht hatte, war den Badenern die Verunsicherung anzumerken. St. Pauli hätte unter den Augen des ehemaligen Trainerteams Holger Stanislawski, André Trulsen und Klaus-Peter Nemet bereits vorzeitig für eine Vorentscheidung sorgen können, doch im letzten Moment fehlte es dann mehrfach an Präzision. So dauerte es bis zum Beginn der zweiten Hälfte, bis St. Pauli seinen zweiten Treffer erzielte. Max Kruse schickte Ebbers genau im richtigen Moment und der Torjäger erzielte seinen zweiten Saisontreffer.

Letztlich spielte das Team von Trainer André Schubert den Sieg dann souverän nach Hause. Die Schlussoffensive der Badener blieb harmlos, echte Torchancen konnte sich der KSC nicht mehr erspielen. "Wir haben ansatzweise richtig gut gespielt", urteilte St. Paulis Trainer André Schubert, kritisierte aber auch: "Wir hatten zu viele Ballverluste, haben insgesamt zu wild gespielt und mussten zu viele Torchancen zulassen. Es gibt in allen Bereichen noch viel zu tun."

Vor der Partie hatte Schubert noch vor dem Gegner gewarnt und erklärt, dass es keine sicheren Spiele in der Zweiten Bundesliga gibt. Man kann es als weiteren Schritt im Reifeprozess seiner Mannschaft werten, dass sie erfolgreich mit dieser Ausgangslage umgegangen ist. Seine Klasse muss das Team allerdings bereits am Freitagabend wieder unter Beweis stellen, wenn der derzeitige Hamburger Siegerverein am Millerntor auf Erzgebirge Aue trifft.