Besitzer bietet Lüneburger Verein erstmals Erwerb des Denkmals an. Stadt prüft noch den Abriss. Heute Jahrestag

Lüneburg. Heute vor genau 66 Jahren haben die nordwestdeutschen Armeen auf dem Timeloberg in Wendisch Evern ihre Kapitulation unterzeichnet. Damit ging in der Region der Zweite Weltkrieg zu Ende. Vorbereitet worden war die Kapitulation in den Tagen zuvor bei Verhandlungen im sogenannten Waldhaus in Häcklingen. In die Zukunft des Gebäudes ist jetzt Bewegung gekommen: Der Besitzer hat einem Lüneburger Verein erstmals ein Verkaufsangebot gemacht. Der will das Haus zur Dokumentationsstätte ausbauen und sucht Sponsoren für sein Projekt.

Seit vier Jahren steht das Gebäude leer. 1906 erbaut als Frauenschule und später Privathaus des Kronen-Brauerei-Besitzers Alexander Möllering, beschlagnahmte die britische Armee das Haus im April 1945 und richtete dort ihr taktisches Hauptquartier der zweiten Armee ein, der einzigen britischen Armee in Nordwesteuropa. Am 3. Mai 1945 unterzeichnete der Hamburger Generalmajor und Kampfkommandant Alwin Wolz die Kapitulation der Hansestadt im Rittersaal der Villa, bevor er die Stadt am Abend vor dem Rathaus Hamburg den Briten übergab.

"Die Briten nutzten die Kapitulationsverhandlungen mit Wolz in der Folge als Musterverhandlung für spätere Kapitulationsgespräche mit Deutschen", sagte der Lüneburger Historiker Dr. Rainer Sabelleck. "Das Haus war Schauplatz entscheidender historischer Vorgänge für die Kapitulation und das Ende des Krieges."

Seit Jahren forscht der Lehrer zur Geschichte und Bedeutung des Hauses, hat erst kürzlich Filmmaterial eines privaten Unternehmens in England gekauft: "Der Film setzt die bisher vorhandenen Fotos zusammen und macht sie lebendig", sagte Sabelleck der Rundschau. "Zu sehen ist der Weg der Delegationen in die Villa, später auf den Timeloberg und am 6. Mai zur Ausführungskonferenz in die Handwerkskammer Lüneburg. Dort wurde verhandelt, wie die Kapitulation vom 4. Mai praktisch umgesetzt wird." Zurzeit darf Sabelleck das Material nicht öffentlich zeigen, weil er die notwendigen Lizenzen noch nicht besitzt. Er ist jedoch in Verhandlungen mit der Firma, um eine öffentliche Vorführung in Lüneburg zu ermöglichen.

Gerade ist er aus London nach Lüneburg zurückgekehrt. Er hatte dort vorige Woche seine Ausstellung zur Kapitulation abgebaut.

Jetzt sieht der Vorsitzende des Vereins Lueneburg Capitulation May 4th 1945 "optimistisch" in die Zukunft. Denn der Besitzer des Waldhauses, der Uelzener Verein Die Brücke, hat dem Lüneburger Verein über seinen Anwalt ein Verkaufsangebot gemacht. Darum hatte Sabelleck bereits vor Monaten gebeten, die Aufforderung zuletzt Anfang Februar öffentlich wiederholt, nachdem "Die Brücke" bei der Hansestadt Lüneburg einen Antrag auf Abbruch des denkmalgeschützten Gebäudes stellte. "Wir haben das Haus gemeinsam mit Bauingenieuren besichtigt und werden das Gesehene jetzt auswerten", sagte Sabelleck der Rundschau. "Außerdem versuche ich jetzt Grundlagen zu schaffen für positive Rückmeldungen von Sponsoren. Dafür brauchen wir einen Businessplan, den ein Betriebswirt für uns erstellen soll."

Der Antrag des Besitzers auf Abriss des Hauses und Herausnahme aus dem Denkmalschutz liegt derweil noch in der Stadtverwaltung: "Das Verfahren ist sehr aufwendig und daher noch in der Bearbeitung", sagte Stadtsprecherin Suzanne Moenck gegenüber der Rundschau. Gemeinsam mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft und Kultur als Oberste Denkmalschutzbehörde entscheidet die Hansestadt über Denkmalstatus und Abrissgenehmigung oder- untersagung.

Zu einer Informations- und Gedenkveranstaltung anlässlich des 66. Jahrestags der nordwestdeutschen Kapitulation lädt Dr. Sabelleck für heute, 19 Uhr, in die Wassermühle Heiligenthal ein. Wer mehr über die Pläne des Vereins für eine Dokumentationsstätte erfahren und finanzielle Unterstützung leisten möchte, erreicht den Historiker unter Telefon 04131/40 43 14.