Der Historiker Rainer Sabelleck kämpft weiter um den Erhalt der Möllering-Villa als Denkmal . Für seine Expertise hat er neue Quellen erschlossen

Lüneburg. Die Winterferien hat Dr. Rainer Sabelleck genutzt: Der Lüneburger Historiker und Kämpfer für den Erhalt der Möllering-Villa in Häcklingen hat weiter in Archiven geforscht und neue Filmaufnahmen des Hauses am Ende des Zweiten Weltkriegs entdeckt. Bis Dienstag, 11. Januar, will er sein Gutachten zur Denkmalwürdigkeit des Gebäudes beim Niedersächsischen Landesamt abgeben. Zudem ruft er den Inhaber zu einem Strafantrag wegen Sachbeschädigung auf.

Wie berichtet, hatte der Verein "Die Brücke", Träger der Psychiatrischen Klinik Uelzen, als Eigentümer von Haus und Grundstück ein Gutachten in Auftrag gegeben, das belegen soll, dass die Villa auf der Denkmalliste im Grunde nichts zu suchen hat. Einen ersten Erfolg verzeichnete der Verein Anfang November 2009 vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg: Er muss das Haus vorerst nicht sanieren.

Die Stadt Lüneburg hatte dem Eigentümer Maßnahmen zur Erhaltung des Denkmals auferlegt, der Verein zog daraufhin vor das Verwaltungsgericht. Begründung: Der Erhalt sei wirtschaftlich nicht zumutbar.

Ob die Sanierung wirtschaftlich zumutbar sei, hatte das Gericht jedoch gar nicht entschieden. Es bezeichnete die Anordnung der Stadt lediglich als "vorerst nicht durchsetzbar", sie sei "zu unbestimmt". Es sei unklar, "welche Maßnahmen im Einzelnen der Eigentümer ergreifen soll".

Konkrete Schäden und deren Ausmaß seien im Einzelnen nicht ermittelt worden. Dach und Fenster seien undicht, eine Abdichtung werde von der Stadt jedoch nicht gefordert. Daher seien nach einer Sanierung erneut Schäden zu erwarten. Insgesamt lasse die Verfügung "keine Ansätze für eine Problemlösung erkennen", so das Gericht.

Unter Denkmalschutz steht das Haus, weil es in den Kapitulationsverhandlungen Anfang Mai 1945 eine zentrale Rolle gespielt hat. Bis 2007 war das Gebäude Psychiatrische Klinik, seitdem steht es leer. Die Fenster sind mit Brettern vernagelt, doch das Haus verfällt zusehends.

Das bestätigte der zuständige Denkmalpfleger Dr. Klaus Püttmann nach einer gemeinsamen Besichtung durch das Denkmalamt und die Stadtverwaltung: Die "Wartung des Kulturdenkmals durch den Eigentümer" sei "mangelhaft", schrieb er Sabelleck. Seit Rainer Sabelleck von Zeugen erfahren hat, die sich "an dem Haus zu schaffen gemacht" haben sollen, hat er sich an den Verein sowie die Staatsanwaltschaft Lüneburg gewandt mit der Bitte, Strafantrag zu stellen. "Die Zeugen sind zu Aussagen bereit", sagt Sabelleck. Vom Verein hat er bislang keine Antwort bekommen. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte der Rundschau, die Angelegenheit werde geprüft.

Parallel dazu arbeitet der Historiker an seinem Gegengutachten für das Landesamt für Denkmalpflege. In den Ferien habe er einen Film entdeckt, der zwei Delegationen - die des Hamburger Kampfkommandanten Generalmajor Wolz und die des Generaladmirals Hans-Georg von Friedeburg - zeigt, wie sie das Haus betreten.

Für Sabelleck wird die Bedeutung des Gebäudes für die Kapitulationen am Ende des Zweiten Weltkriegs mit jeder Recherche größer: "Alle Armeeführer von Bedeutung sind dorthin gebracht worden. Alle Spuren führen von dort, dem Hauptquartier der zweiten britischen Armee, aus. Auch die Fäden zur Ergreifung Heinrich Himmlers sind dort gezogen worden."

Im German Historical Institute in London hat der Historiker Ende Oktober einen Vortrag gehalten. Jetzt sucht er vor allem in Hamburg Gesprächspartner für sein Ziel, aus dem Haus eine Dokumentationsstätte zu machen. Denn Hamburgs Kapitulation wurde in Häcklingen unterzeichnet. Ebenso sucht er nach Zeitzeugen und nach Familienangehörigen der von Möllering.

2,8 Millionen Euro, hat Sabelleck von einem Ingenieurbüro ausrechnen lassen, würde eine Sanierung mittlerweile kosten. Seine größte Sorge ist: "Dass nichts als Lippenbekenntnisse passieren, bis es zu einer Situation kommt, in der alle Beteiligten sagen: Dieses Haus ist nicht mehr zu retten."