Der Lüneburger Historiker Dr. Rainer Sabelleck hält neue Erkenntnisse über die Geschichte des Waldhauses Häcklingen - der ehemaligen Möllering-Villa - in Händen.

Lüneburg. Gestern zeigte er der Lüneburger Rundschau Dokumente aus britischen Archiven: Am 3. Mai 1945 wurde die Kapitulation Hamburgs in Häcklingen unterzeichnet. Heute stellt er seine Quellen dem Landesamt für Denkmalpflege in Hannover vor.

Die Herbstferien hat der Geschichtswissenschaftler, der sich seit Jahren für die Erhaltung des zuletzt als Psychiatrische Klinik genutzten Gebäudes einsetzt und jüngst den Verein "Lüneburg Capitulation May 4 1945" für die Einrichtung eines Dokumentationszentrums gegründet hat, ausgiebig für Recherchen genutzt. Und sei dabei nach eigener Aussage auf "völlig neue Informationen" gestoßen: "Das Haus ist Schauplatz einer Kapitulationsverhandlung gewesen."

Bislang war lediglich bekannt, dass das Haus eine Rolle gespielt hat vor der Unterzeichnung der Teilkapitulation auf dem Timeloberg bei Wendisch Evern am 4. Mai 1945.

Jetzt berichtet Sabelleck: "Am 3. Mai 1945 erschien Hamburgs Kampfkommandant, Generalmajor Wolz, am Waldhaus." Aus den Kriegstagebüchern der 2. britischen Armee gehe hervor, dass Wolz dort mit dem Befehlshaber Miles Dempsey über die Kapitulation Hamburgs verhandelt und schließlich die entsprechende Urkunde unterschrieben habe. Die Tagebücher hat Sabelleck von den Nationalarchiven in Kew, England, bekommen.

"Kurz vor der weitgehenden Zerstörung Hamburgs sind die zuvor seit drei Tagen in Hamburg laufenden Kapitulationsverhandlungen damit im Waldhaus Häcklingen zum Ende gekommen", sagt Sabelleck. Darüber liegt ihm auch ein 14 Seiten langer historischer Bericht aus dem Staatsarchiv Hamburg vor, verfasst von Generalmajor Wolz.

Als weiteren neuen Beleg hält Sabelleck zudem eine Zeichnung eines Generalmajors der britischen Streitkräfte in Händen, die die Rückseite des Waldhauses zeigt und die die Bildunterschrift trägt, dass dort die Delegation unter Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg die 2. Armee der Briten getroffen habe. Das Bild schickte ihm ein Archiv in Surrey.

Die Dokumente im Gepäck, spricht der Historiker heute Nachmittag vor Vertretern des Landesamts für Denkmalpflege und des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur in Hannover. "Danach wollen sie entscheiden, ob der Denkmal-Status erhalten bleibt oder nicht."