Joghurt und Getränke mit Milchsäurebakterien sowie Margarine, die den Cholesterinwert senken soll, haben Sie doch auch schon probiert - alles probiotisch!

Joghurt und Getränke mit Milchsäurebakterien sowie Margarine, die den Cholesterinwert senken soll, haben Sie doch auch schon probiert - alles probiotisch! Klingt das nicht schön gesund? Probiotische Lebensmittel sollen die Darmflora verbessern. Verantwortlich dafür sind spezielle Hefen und Milchsäurebakterien, die widerstandsfähiger gegen unsere Verdauungssäfte sind als herkömmliche Mikroorganismen. So soll probiotische Kost unerwünschte Mikroorganismen verdrängen und die Darmflora im Gleichgewicht halten. Probiotische Kost hat seit ihrer Einführung 1995 ein so enormes Umsatzpotenzial entwickelt, wie es kein anderes Lebensmittel vorweisen kann. Und, kaum zu glauben: Französische Verbraucher können sich seit 2006 ihren Joghurt- und Margarineeinkauf von ihren Krankenversicherern erstatten lassen - wenn es sich dabei um Cholesterin senkende Produkte bestimmter Firmen handelt. Das klingt nach Lobbyismus und macht misstrauisch. Gesichert scheint, dass probiotische Bakterienstämme gegen Durchfall helfen, nach Antibiotikabehandlung und bei manchen Allergien und Infektionen. "Nicht gesichert ist, ob sie das Immunsystem stärken, vor (Darm-)Krebs schützen und den Cholesterinspiegel senken", schreiben Marita Vollborn und Vlad Georgescu in ihrem Buch "Die Joghurt-Lüge" (Bastei-Lübbe, 8,95 Euro).

Sie meinen: Probiotische Produkte lassen zwar seit 1995 die Kassen der Hersteller klingeln, ihre genaue (Langzeit-)Wirkung sei aber noch nicht ausreichend nachgewiesen und von einigen Bedingungen abhängig, die gar nicht gesichert gegeben seien. Die tägliche Portion probiotischer Joghurt sei keinesfalls Allheilmittel - und schon gar nicht immer sinnvoll. Vollborn und Georgescu empfehlen: Auch ein bis zwei kleine Becher normaler Joghurt enthalten genügend Milchsäurebakterien für Ihr Wohlbefinden. Und preiswerter ist es allemal.