Speicherstadtmuseum: Modelle und Interieurs zeugen von der Ära der Nordatlantikliner.

Geschwindigkeit trotz gigantischer Ausmaße - dieses Spiel der Kräfte ist das Faszinierende der Ozeanriesen, die ab Ende des 19. Jahrhunderts von Europa aus Richtung Neue Welt ablegten. Fast wie Understatement wirkt es da, daß die Ausstellung "Kurs New York!" im Speicherstadtmuseum mit Miniaturen berühmter Nordatlantikliner aus der Sammlung Tamm beginnt.

Schmal präsentiert sich etwa das Modell der "Titanic" im Vergleich zur "Queen Mary 2". Ein Vorgeschmack auf die historische Reise, die die Besucher antreten können: Von den Ausreise-Wellen in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg bis zum Niedergang dieser Schiffahrts-Ära. Geschirr, Speisekarten, Broschüren im Jugendstil und Fotos von klassischen Interieurs - gesammelt von Stefan und Petra Behn - zeugen davon, daß die Luxusliner oft höchstem Standard an zeitgenössischem Design entsprachen. Nobelhotels zu Wasser mit langen Raumfluchten schuf auch der Hamburger Albert Ballin mit seiner Hapag-Flotte - bis ins Detail: In der Schau ausgestelltes Besteck der "Imperator" trägt das Emblem des Hotels Atlantic. Ein Niveau, das nur für die erste Klasse galt. Bilder von Passagieren belegen das starke soziale Gefälle auf See: Die feinen Leute übten sich an Deck im Shuffleboard, während sich Auswanderer im Bug zusammendrängten. Fotos aus dem Krieg, als Schiffe zu Truppentransportern umgerüstet wurden, zeigen winkende US-Soldaten vor Manhattans Kulisse. Impressionen, die den Arbeitern im Kesselraum verborgen blieben. Für den Antrieb der "Kaiser Wilhelm II." zum Beispiel verfeuerten sie 750 Tonnen Kohle pro Tag. "Unwirtschaftlich", findet Kurator Ralf Lange, "aber alle wollten ja das blaue Band haben." Der Wettkampf vor allem deutscher und britischer Reedereien um die schnellste Atlantik-Querung fand mit dem Zweiten Weltkrieg sein jähes Ende. Mit den ausgebrannten oder versenkten Atlantiklinern verschwand ein Stück mondäne Lebenskultur.

Speicherstadtmuseum , St. Annenufer 2, bis 6. 11., di-so 10-17 Uhr.