Polens Präsident Komorowski ist zum Antrittsbesuch nach Berlin gereist und schlug Merkel eine bessere Zusammenarbeit vor.

Berlin. Knapp zwei Monate nach seiner Wahl absolvierte Polens Präsident Bronislaw Komorowski seinen Antrittsbesuch in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte ihn im Kanzleramt. Komorowski schlug vor, die Kooperation beider Länder mit Frankreich im Rahmen des Zusammenarbeit intensivieren. Er lud Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy und Merkel dazu ein, das "Weimarer Dreieck" auf einem Gipfel wiederzubeleben, der noch in diesem Herbst in Warschau stattfinden soll. Die Drei-Länder-Zusammenarbeit besteht seit Anfang der 90er-Jahre. Seit Jahren hat es aber keine Spitzentreffen mehr gegeben.

Komorowski kündigte bei dem Gespräch mit Merkel zugleich an, er wolle nach dem Vorbild der deutsch-polnischen Versöhnung einen vergleichbaren Prozess mit Russland einleiten. Bei einem anschließenden Treffen mit Bundestagspräsident Norbert Lammert sprach er von einer "positiven Schicksalsgemeinschaft" nach wechselvoller Geschichte beider Länder. Anschließend kam Komorowski mit Bundespräsident Christian Wulff zusammen. Beide Präsidenten besuchten das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin. Hier war im August 1944 der Kommandeur der polnischen Untergrundarmee, General Stefan Grot-Rowecki, hingerichtet worden, der in seiner Heimat als Kriegsheld verehrt wird. Außerdem besuchten sie die Sonderausstellung "Vergessene Vernichtung?" über die Inhaftierung polnischer und tschechischer Intellektueller.

Zuvor war Komorowski bei seiner ersten Auslandsreise als Präsident bereits in Brüssel und Paris. Er will damit seine Absicht unterstreichen, Polen enger in die EU-Zusammenarbeit zu führen. Komorowskis Vorgänger Lech Kaczynski galt als sehr deutschland- und EU-kritisch. Er kam vor fünf Monaten bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben.