Die Piloten wurden vermutlich zur Landung gedrängt. Im Cockpit waren vor dem Absturz offenbar auch Nicht-Crewmitglieder anwesend.

Krakau. Im Cockpit der Unglücksmaschine des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski haben sich kurz vor dem Absturz neben der Besatzung noch weitere Menschen aufgehalten. Die Auswertung der Flugschreiber habe ergeben, dass auch Nichtmitglieder der Crew anwesend gewesen seien, teilte die russische Untersuchungskommission am Mittwoch in Moskau mit. Damit verdichteten sich Hinweise, wonach die Piloten zur Landung gedrängt worden sein könnten.

Eine der Stimmen aus dem Cockpit sei „eindeutig identifiziert“ worden, sagte Tatjana Anodina vom russischen Luftfahrtkomitee IAC, das mit der Untersuchung des Unglücks betraut ist. Bei den übrigen bedürfe es noch zusätzlicher Informationen aus Polen. Wer im Cockpit war und worum sich die Gespräche drehten, wollte sie zunächst jedoch nicht sagen. Wie die polnische Nachrichtenagentur PAP unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtete, war eine der Stimmen die von Luftwaffenchef Andrzej Blasik.

Kaczynski war am 10. April mit seiner Frau und 94 weiteren Insassen gestorben, als das Flugzeug in der Nähe der russischen Stadt Smolensk abstürzte. Der Präsident war auf dem Weg nach Katyn, um der Opfer des Massakers von Katyn an rund 22.000 Polen während des Zweiten Weltkriegs zu gedenken. Nach dem Unglück waren Spekulationen laut geworden, dass die Piloten unter Druck gesetzt worden sein könnten, das Flugzeug trotz schlechten Wetters zu landen.

Ein polnischer Vertreter in der Untersuchungskommission, Edmund Klich, sagte, die Nichtmitglieder der Crew hätten sich 16 bis 20 Minuten vor dem Absturz im Cockpit aufgehalten. Er gehe nicht davon aus, dass ihre Anwesenheit „maßgeblichen Einfluss“ auf die Unglücksursache habe. Klarheit gebe es aber erst nach einer vollständigen Untersuchung aller Umstände des Absturzes.

Den ersten Untersuchungsergebnissen zufolge war die Crew an Bord vor dem Absturz mehrmals gewarnt worden, dass eine Landung wegen des schlechten Wetters unmöglich sei. Der Fluglotse habe die Besatzung „zwei Mal gewarnt“, dass der Flughafen von Smolensk im Nebel liege und die Sichtweite nur rund 400 Meter betrage, sagte der russische Ermittler Alexej Morosow. Die Maschine habe zudem Informationen über alternative Flughäfen zur Landung erhalten.

Die Unglücksursache ist weiter unklar. Die Untersuchung habe ergeben, dass „weder ein technischer Ausfall, noch eine Explosion oder ein Brand“ an Bord für das Unglück verantwortlich gewesen seien, sagte Anodina. Auch ein Attentat könne ausgeschlossen werden, und die Motoren hätten einwandfrei funktioniert.